Der Tourismus in Berlin boomt. Gerade die innerstädtischen Quartiere sollten die Entwicklung mit einem lachenden und einem zwinkernden Auge betrachten. Denn Menschen im Urlaub geben gerne Geld aus. Viele heruntergekommene oder vernachlässigte Mietshäuser werden saniert. Um den Touristenboom können sich Baugewerbe, Dienstleister, Gastronomie, Reiseveranstalter, Kultur- und Öko-Interessierte tummeln und Geschäftschancen erarbeiten. Warum nicht Wanderungen durch Kreuzberg anbieten? Geführte Radtouren durch den Doppelbezirk?
Isabell Jürgens berichtet heute unter dem Titel „Das lukrative Geschäft mit der Haussanierung“ auf S. 11 der Berliner Morgenpost, dass viele angestammte Mieter sich bedroht fühlen. Bis zu 15.000 Euro wird manchen Mietern angeboten, wenn sie in eine Ersatzwohnung ziehen, damit die vorhandene Wohnung saniert und verkauft werden kann.
Eine andere alternative Nutzung ist die Vermietung der Wohnungen als Ferienwohnung. Angeblich werden 240 der 900 Wohnungen in der Wilhelmstraße als Ferienwohnungen vermietet.
Am Haus Nummer 61 in der Stephanstraße bröckelt der Putz, das Haus steht komplett leer. Doch nach Jahren des Verfalls tut sich etwas: Die Fassade ist eingerüstet, aus dem Inneren des Hauses dringt Baulärm. Anwohner wie Susanne Torka beobachten die Entwicklung mit sehr gemischten Gefühlen. „Hier musste etwas passieren. Das Haus ist über Jahre hinaus vergammelt, weil der alte Eigentümer keine grundlegende Sanierung durchführen konnte“, sagt die Kiezkennerin, die seit 1981 im Quartier zwischen Lehrter- und Stromstraße wohnt.
Bild: Wilhelmstraße, Eckgeschäft: Lautlos durch Deutschland. Elektrofahrzeuge mieten oder kaufen