„Hoffen wir, dass sich Berlins Grüne und Linke irgendwann mit dem Gedanken der Rechtsstaatlichkeit anfreunden mögen.“
Mit diesen – durchaus altersweise gestimmten – Worten zitierte Berlins führende alternative Zeitung, die BZ von der Kreuzberger Rudi-Dutschke-Straße, am 23.01.2013 auf S. 8 einen einfachen Kreuzberger Bürger, den alten, aus dem Amt scheidenden Vorsitzenden der CDU Kreuzberg-West.
RECHTSSTAATLICHKEIT – HÄ? Was bedeutet das? Nun, es bedeutet nichts anderes, als dass alle Menschen, insbesondere aber natürlich die Organe staatlichen Handelns wie die Parlamente, die Regierungen, die Polizei sich an die rechtlichen Vorschriften des Staates halten müssen. Genau diesen Standpunkt vertrat auch der Abgeordnete Burkard Dregger. Dafür wurde er beschimpft und verhöhnt. Warum? Listu ma hier:
http://www.bz-berlin.de/kultur/gruene-und-linke-beleidigen-cdu-dregger-article1627144.html
Was passt den Grünen und Linken nicht, wenn man die Rechtslage durchsetzen will? Nun, sie meinen permanent, dem Staat seine Unmenschlichkeit, seinen faschistischen Gewaltcharakter, seine unchristliche Hartherzigkeit und Gefühlskälte nachweisen zu können. Beispielsweise, wenn Asylbewerber in einem bestimmten räumlichen Bezirk von 20 oder 30 km „gefangengehalten“ werden, oder wenn Asylbewerber in jugendherbergsähnlichen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden, wenn ihnen nicht nur Bargeld, sondern auch Essensmarken in die Hand gedrückt werden, wenn Serben nach Serbien abgeschoben werden, wenn Rumänen nach Rumänien abgeschoben werden, wenn Slowaken in die Slowakei abgeschoben werden, überhaupt wenn EU-Bürger eines EU-Staates in ihr Heimatland abgeschoben werden.
„Abschiebung ist Mord.“ Das ist die ausdrückliche Botschaft eines Plakats, mit dem Besetzer der Schule in der Reichenberger Straße nachwiesen, dass sie Anspruch auf dieses öffentliche Gebäude haben. Sie sind die militanten Abschiebungsgegner, die dem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, immer wieder die Legitimität absprechen. „Und weil Abschiebung Mord ist, deswegen nehmen wir das Recht in die eigene Hand.“
Seit vielen Jahrzehnten nehmen Rechtsstaatsgegner immer wieder das Recht in die eigene Hand. Sie nehmen den „ständigen Ausnahmezustand“ eines Carl Schmitt für sich in Anspruch. Es ist interessant nachzulesen, dass beispielsweise die linken und die rechten Extremisten der Weimarer Republik (etwa die SA) immer wieder dieselbe Denkfigur hernehmen: „Wir lehnen diesen Staat ab, die Weimarer Republik ist ein Staat der Novemberverbrecher, ganz im Dienste des internationalen jüdischen Finanzkapitals, und deshalb bekämpfen wir diese parlamentarische Demokratie.“ Derartige Denkfiguren sind auf Schritt und Tritt in der linken und rechten Hetzpresse der 10er und 20er und 30er Jahre zu finden. Bei Lenin ebenso wie bei Alfred Rosenberg, bei Stalin ebenso wie in Hitlers Mein Kampf, ja selbst bei Rosa Luxemburg und Giovanni Gentile. Man muss nur lesen können. Man sollte also wirklich die „Rote Fahne“ und den „Stürmer“ nebeneinander legen und abwechselnd lesen!
Es sind bei uns die militanten Abschiebungsgegner, die dem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, immer wieder die Legitimität absprechen und deshalb zur Selbsthilfe greifen: „Abschiebung ist Mord.“
Es sind anderswo die militanten Abtreibungsgegner, die dem Staat, den Vereinigten Staaten von Amerika, immer wieder die Legitimität absprechen und deshalb zur Gewalt greifen: „Abtreibung ist Mord.“
Es waren die militanten Atomkraftgegner, die dem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, immer wieder die Legitimität absprachen und deshalb zur Gewalt griffen. „Atomkraft ist Mord.“
Es waren die militanten Vietnamkriegsgegner, die dem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, immer wieder die Legitimität absprachen und deshalb zur Gewalt griffen. Zu ihnen gehörte auch der von unseren Bezirkspolitikern nachdrücklich geehrte Rudi Dutschke, der ausdrücklich die revolutionäre Gewalt zur Beseitigung der staatlichen Ordnung in der Bundesrepublik Deutschland bejahte.
Ist die Residenzpflicht für Asylbewerber, sind Abschiebungen in EU-Staaten, war der Vietnamkrieg, ist die Atomkraft so schlimm, dass man diesen Staat deswegen mit Rechtsbruch und Gewalt bekämpfen muss?
Ist Abschiebung Mord? Berlins Grüne und Berlins Linke scheinen diesem Standpunkt zuzuneigen.
Ihnen gilt es mit Sanftmut, aber Festigkeit zu entgegnen: „Es ist kaltherzig von Euch, die Asylbewerber zum Rechtsbruch verleitet zu haben und sie dann bei bitterer Kälte auf dem Mariannenplatz stranden zu lassen. Ihr hättet sie bei euch in euren behaglichen Wohnungen aufnehmen können. Dass ihr sie in eine Lage brachtet, wo der Staat gar nicht anders konnte, als sie des Platzes zu verweisen, ist egoistisch. Ihr habt nur an Euch und Euren politischen Erfolg gedacht und die zum Teil berechtigten Interessen der Asylbewerber missbraucht.“
Bidl: Tommy-Weißbecker-Haus, Wilhelmstraße, Kreuzberg-West