Scham di, du SEXISTISCHE taz!

Schäme dich, o tageszeitung taz vom heutigen Tage! Wo is nachert aiere interkulturelle Kompetenz? Wusstest du nicht, dass du die Bundestagsabgeordnete Frau Agnes Krumwiede niemals mit einer derartigen Geste der Hand hättest ablichten dürfen! Woast net, wos dös nachert in alle mediterranische Lander b’daitit? Scham di!

Oder meintest du: „Alles ist rein für die, die selbst rein sind“, den Unreinen aber, den bösen Sexisten und Männern also, ist alles unrein, wie es der Apostel Paulus in seinem Brief an Titus sagte?

Jo mei taz, du bist ja so sexistisch!

FreundInnen! Lest  heute die taz S. 4 und zweifelt: Darf Mann jetzt noch sagen: „Frau Agnes Krumwiede MdB ist eine kluge, engagierte Politikerin, eine hochbegabte Pianistin, eine überzeugende Rednerin, sie vertritt durchaus vernünftige Ansichten, fesch schaugt’s a aus, sie könnte ja zugunsten einer besseren Förderung der musikalischen Früherziehung durch den Bund ein Ad-hoc-Duo mit Frau Erika Steinbach MdB an der Violine bilden, z.B. mit den außerordentlich dankbaren 3 Sonatinen in D-dur, g-moll und a-moll von Franz Schubert, die zu Unrecht Sonatinen genannt und leichthin behandelt werden, sondern eher den Rang echter Sonaten beanspruchen können, den besten Sonaten Beethovens und Mozarts durchaus ebenbürtig?“ Wie ist dieser Satz: „Fesch schaugt’s a aus“ zu bewerten? Ist dieser Satz zulässig oder unzulässig?

Was meint Ihr, liebe Leserinnen?

Hinweis: Die kursiv gedruckten Stellen sind in der bairischen Sprache verfasst.

Quellenangabe:
Agnes Krumwiede: „Aufschrei einer Abgeordneten“, taz die tageszeitung, 31. Januar 2013, S. 4
„Brief an Titus“, in: Bibel in gerechter Sprache, ediderunt Ulrike Bail et altrae, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2006, p. 2199-2202, vide p. 2200

Man kann – außerhalb von Friedrichshain-Kreuzberg – mit nachhaltigen Umweltideen durchaus glücklich werden!

2013-01-30 14.46.38

Still und starr liegt das Prinzenbad da. Einige Baumsägearbeiten werden derzeit vorgenommen. Ansonsten – es tut sich weiterhin nichts in punkto sanftem Tourismus in Friedrichshain-Kreuzberg. Nicht einmal einen simplen Radstreifen am Halleschen Ufer oder am Tempelhofer Ufer oder an der Skalitzer Straße kriegen sie gebacken. Die Grünen haben doch hier die Mehrheit – UND WIR MERKEN NICHTS DAVON! Oder ist der Umweltschutzgedanke nur Camouflage bei den Grünen? Geht es ihnen eher um Erstarrung, um Stillstand, um Verhinderung des Wandels?

Kuckstu ma hier am Halleschen Ufer: Massig Platz für Autos! Die Autos herrschen unumschränkt!

2013-01-27 13.48.14

Bitte weiterschlafen! Herr Ströbele wird seinen VW Touran überall im Bezirk parken können, unbehindert von Radstreifen oder Radrouten, die man hier, wo sie am nötigsten wären, weiterhin mit der Lupe suchen muss.

Am 4. September 2011 berichteten wir an dieser Stelle darüber, wie unsere grünen Bezirkspolitiker einen hoffnungsvollen Ansatz zum ökologischen Tourismus im Prinzenbad  zunichtemachten.

Die Scube Park Gmbh ist mittlerweile im Nachbarbezirk Neukölln begeistert aufgenommen worden. Herzlichen Glückwunsch – dort hat sich die Politik weitsichtiger erwiesen. Wir freuen uns über die Vielfalt der Bezirke in Berlin. Die Verbindung von grünen Ideen und Wirtschaft gelingt außerhalb Friedrichshain-Kreuzbergs sehr gut, also genau da, wo nicht die Grünen den Bürgermeister stellen. Glückwunsch.

In den Scubes am Columbiabad in Neukölln kann man sich ganzjährig einquartieren und naturnah Winterluft schnuppern. Und in Kreuzbergs Hauptverkehrsstraßen reiht sich Stoßstange an Stoßstange. Kein Platz für Radler. In Kreuzberg kann der Radverkehr weiterhin viel Stickoxide und Kohlendioxid einatmen.

http://scube-parks.de/

Alltags-Sexismus erkennen, oder: Ist das konservative Familienbild schon endgültig tot oder lebt es noch?

2012-07-02 15.00.32

VND SCHUFF SIE EIN MENLIN VND FREWLIN. So übersetzt Martin Luther. „Männlich und weiblich schuf er sie“, würden wir heute mit Rita Maria Steurer wohl übersetzen. Ein Kernsatz der naturgegebenen Unterschiedlichkeit von Mann und Frau, an der die moderne Geschlechterforschung – „Gender studies“ – seit etwa 1970 nicht ohne Erfolg rüttelt!

Ein Beispiel für den subtilen, jahrtausendealten Alltags-Sexismus der herkömmlichen Rollenaufteilung, der letztlich nach der Lehre des strengen Gender Mainstreaming zur Unterdrückung der Frau und des Mannes führen muss, liefert heute wieder einmal die Süddeutsche Zeitung auf Seite 10.

Ich durfte die drei Kinder nicht allein lassen„, erzählt die Ehefrau, hier Gerlinde genannt. Und deshalb spielte  die Politik nur die zweite Geige im Leben der Ehefrau, während der Ehemann, hier Winfried genannt,  groß herauskommen durfte. Typisch Mann, typisch Frau! „Ich kann gut backen und kochen„, „ich bin nur die Mutter meiner drei Kinder„. Wir sehen:  Erkennbar ordnet die Ehefrau die Politik und überhaupt die Außenwirkung, das ganze „Groß-Herauskommen“ dem Wohl der Kinder und der Familie insgesamt unter. Die Frau ist stolz auf ihre Rolle als Mutter. Die ganze Politik spielt im Leben der Frau nur die zweite Geige. Die Familie spielt die erste Geige. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, wenn man ihr unterstellt: Solange es der Familie insgesamt gut gut, geht es auch der Ehefrau und Mutter gut. Den Kindern geht es schlecht, wenn sie alleingelassen werden.

Und umgekehrt haben auch uns alle Mütter, denen wir lauschten, immer wieder erzählt: „Wenn es meiner Familie oder einem meiner Kinder schlecht geht, kann ich nicht ruhig sein. Immer muss ich mir dann Sorgen machen. Und die Kinder MERKEN das gar nicht.“

Sehr aussagefähig auch das Foto: Die Frau steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden, sie hält und stützt den Mann. Der Mann darf ausgreifen, er darf „ins Leben schreiten“. Sie bewahrt ihn mit festem Griff vor alten Fehltritten, etwa vor seinen  alten Schwärmereien für einen der drei großen, überragenden Diktatoren des 20. Jahrhunderts: Stalin, Mao, Hitler.

Die Schwärmerei für jedweden der drei großen Gewaltherrscher des 20. Jahrhunderts – wie gesagt: Hitler, Mao, Stalin – ist die Verlockung, von der die Frau den Mann zurückholt. Die Frau und Mutter hegt also „die ewigen Güter der Menschheit“, wie dies der Erzkatholik Konrad Adenauer im Jahr 1946 ausdrückte.  Der Mann soll der Frau gehorchen, und er soll nach dem Willen der Frau dem Kult der Gewalt und der Macht, dem Stalin, Mao und Hitler huldigten, widersagen. Die Frau und Mutter soll dem Mann seine Anbetung des falschen Ersatz-Götzen Mao „persönlich ausgetrieben“ haben. Die Frau, das „Ewig-Weibliche“ gewissermaßen, wie es ein heute weithin belächelter hessischer Heimatdichter sagte, wirkt lehrend, bessernd, begütigend, sittigend, erziehend auf den Mann ein:

Das Ewig-Weibliche
Zieht uns hinan.

Der Mann darf hinaus ins feindliche Leben, darf wirken und streben nach Macht und Einfluss, wie es bei einem heute deutschlandweit belächelten schwäbischen Heimatdichter heißt.  Und siehe da – er schafft es auch. Das Volk liebt diese jahrtausendealte Rollenaufteilung.

Der Mann muß hinaus
in’s feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen
Das Glück zu erjagen.

Denn das Volk weiß es zuinnerst:  So soll es sein, so war es ja auch jahrtausendelang. Etwas Besseres ist bisher nicht gefunden. Gleichberechtigung der Frau – ja! Völlige Rollenangleichung von Mann und Frau, völlige Vermischung und Verwischung der Rolle von Mutter und Vater – nein! Das will das Volk nicht. Das Volk ist nicht bereit, den Lehrerinnen des Gender-Mainstreaming – etwa in Gestalt einer Judith Butler – zu folgen.

„Des is abr a a runterg’rissener Katholik“, sagt man  im Bairischen, wenn man meint: „Dieser ist aber auch ein Erzkatholik, er ist aber auch ein Katholik bis in die Knochen.“

Die Süddeutsche Zeitung liefert heute auf S. 10 das „runterg’rissene Bild“  der frommen katholischen Ehe, der konservativen christlichen Familie in Schrift und Abbild. Das Volk liebt das. Das Volk will das. So ist es recht. So ist es in der Ordnung. So kann man das ohne jede Änderung als Denkanstoß für die Kinder in den katholischen und evangelischen und islamischen und jüdischen Religionsunterricht und in den Ethik-Unterricht der frommen Atheisten übernehmen. Man muss nicht daran glauben. Aber man sollte es einmal überlegen.

Frau sollte diesen gutartigen, gleichwohl höchst kunstvoll gestalteten, diesen subtilen Alltags-Sexismus nicht in Bausch und Bogen verdammen und verbannen, selbst wenn frau nur eine einfache Friedrichshain-Kreuzberger Bürgerin ist.

Konrad Adenauer: Rede in der Aula der Universität Köln am 24. März 1946. http://www.konrad-adenauer.de/index.php?msg=4501
Judith Butler: Gender Trouble. Feminism and the Subversion of Identity. With an introduction by the author. Second edition. Routledge Classics, New York and London, 2007
Roman Deininger: „Ich seh‘ mich nicht als Dame“, Süddeutsche Zeitung, 30.01.2013, S. 10
Johann Wolfgang Goethe: Faust. Texte. Herausgegeben von Albrecht Schöne. Deutscher Klassiker Verlag, Frankfurt am Main 1999, S. 464
D. Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft. Deudsch auffs new zugericht. Wittenberg 1545, I. Buch, C. I, 27
Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke. In: Das deutsche Gedicht. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Herausgegeben von Wulf Segebrecht unter Mitarbeit von Christian Rößner. S. Fischer Verlag, o.O.2005, S. 167-178, hier S. 170
Rita Maria Steurer: Das Alte Testament. Interlinearübersetzung Hebräisch-Deutsch und Transkription des hebräischen Grundtextes nach der Biblia Hebraica Stuttgartensia 1986, Hänssler Verlag Neuhausen-Stuttgart 1989, S. 8

Bild: Die Natur, wie Gott sie schuf und der Mensch sie bestellt und hegt. Berchtesgadener Alpen.

„Wo die linke Mitte ist, da sind wir!“ „Wir aber auch!“ „Nein, wir sind die linke Mitte!“

2012-09-01 12.33.37

 

Die Presselage heute morgen: Streit um den Mindestlohn, Streit um die Wasserprivatisierung, Streit um staatliche Kleinstkindbetreuung, Streit um erneute Lehrerverbeamtung in Berlin, Mietenpolitik, Kampf gegen Gentrifizierung, EU-weite Frauenquote, Streit um Gender Equality und Equal Pay …

All das lässt nur einen Schluss zu: Der Kampf um die linke Mitte ist offenkundig voll entbrannt. SPD, CDU, Grüne, teilweise auch bereits die ehedem so revolutionäre Linke – sie alle suchen sich den Wählerinnen und Wählern angenehm zu machen, indem sie laut verkünden: „Wo die linke Mitte ist, da sind wir!“ Linke Mitte, das bedeutet: Wohltaten und Begünstigungen unter dem Titel „Soziale Gerechtigkeit“ ausreichen, Stammklientel bedienen, Zusatzklientel durch materielle Verheißungen anfüttern, zentralstaatliches Umsteuern von oben herab verstärken. Es bedeutet vor allem: Gerechtigkeit können die Bürger, die Familien  und die Unternehmen, können die Justiz und die Rechtssprechung nicht gewährleisten. NIE! Ohne die Politik kann es nicht gerecht zugehen. Das liegt doch auf der Hand. Nur durch das Walten der Politik zieht allmählich Gerechtigkeit ein.

Nein, nur die POLITIK, die gütigen, die herrlichen, die weisen Politikerinnen und Politiker können der Gerechtigkeit in Deutschland und Europa und in der Welt zum Sieg verhelfen.Vom Himmel der Ideen holen die Politikerinnen und Politiker die soziale Gerechtigkeit auf die Erde herab.

Den ganzen Budenzauber machen allerdings vier Rebellenhochburgen nicht mit: die CSU (nur Bayern), Teile der schwäbisch-badischen Grünen, die CDU Baden-Württembergs und die FDP (bundesweit).

„Verzaubert euer Publikum, liebe Kinder!“ Preisträgerkonzert des Regionalwettbewerbs Jugend musiziert Berlin-Mitte

2013-01-26 12.57.15

„Verzaubert Euer Publikum!“,  mit diesem frischen Gruß- und Ermunterungswort gab Monika Herrmann, die Bezirksstadträtin Friedrichshain-Kreuzbergs für Familie, Gesundheit, Kultur und Bildung am vergangenen Samstag den rechten Ton für die kleinen Künstlerinnen und Künstler an. Das ließen sie sich nicht zwei Mal sagen! Schauplatz des Bühnen-Zaubers: der Joseph-Joachim-Konzertsaal in der Universität der Künste Berlin.

Und so betrat sie die Bühne, die fünfjährige Anna-Tessa, setzte sich, griff sich ihr Cello, holte sich den Raum, holte sich die Aufmerksamkeit des Begleiters und setzte den Bogen zu Stücken von Bohuslav Martinů und Alexander Gretchaninov an. Und ein kleines Wunder geschah, ein Wunder wie immer dann, wenn der kleine, unscheinbare Mensch uns zeigt, was wir in uns entdecken können, wenn wir dem Kleinen im Menschen Raum geben. Anna-Tessa spielte vollkommen selbstbewusst, textsicher, genoß den Auftritt, holte sich die Ritardandi, die sie brauchte … der erwachsene Pianist folgte ihr. So, ungefähr so, muss damals das kleine Nannerl Mozart aufgetreten sein.

Besonders wird uns auch der Auftritt von Mert Caner (Altersgruppe III) mit seiner Bağlama im Gedächtnis bleiben. Er strahlte und verzauberte mit seinem Gesang, einem bekannten Lied des alevitischen Dichters Pir Sultan Abdal: „Dostum Dostum – Oh mein Freund mein Freund!“ Ein stolzer wehmütiger Klagegesang auf einen fernen, abwesenden, herbeigesehnten Gefährten! Auch hier erfuhren wir, dass gutes, gesellschaftsbildendes Musizieren und Singen darin besteht, sich und anderen die Zeit zu geben und zu nehmen, sich und anderen einen gemeinsamen Raum des Hörens zu schaffen.

Auch Kinder aus Friedrichshain-Kreuzberg, ja sogar aus Kreuzberg-West durften stolz ihre Preise abholen! Etwa 70 andere Preisträger waren wohl ebenso glücklich und stolz.

Großartig, dass wenigstens einige wenige Kinder  die lange, jahrhundertelange Tradition des sich selbst begleitenden Sängers fortführen. Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus, von den Zeiten eines Archilochos von Paros oder einer Sappho von Lesbos  bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts dauerte diese ununterbrochene Tradition, heute ist sie leider durch die jederzeitige Verfügbarkeit der kommerziell verwerteten und durch technische Reproduktion abgetöteten Musik-Muss-das-denn-sein-Sauce fast schon ausgerottet.

Der Berichterstatter saß zufällig neben Eltern, die ihm berichteten, ihr Sohn könne seinen Preis nicht abholen, da er mit seiner Schulklasse auf eine Skiwoche habe gehen müssen. „Er hat sich mit Händen und Füßen gegen die Skifahrt gewehrt, aber es half nichts. Das alpine Skifahren gilt heute an den Berliner Schulen offenbar als eine allgemeine Kulturtechnik, der die Kinder sich eben unterwerfen müssen. Gegen Rechtschreibung und Lesenlernen kann man sich auch nicht wehren. Wir haben über 600 Euro allein für die Ski-Ausrüstung und die obligatorische Skiwoche ausgeben müssen. Ein Ersatz des alpinen Skifahrens durch Winterwandern, Ski-Langlauf  oder Rodeln ist von der Schule nicht gestattet worden.“

Was die jungen Geiger und die Pianisten und die Bağlama-Spieler angeht, so konnte man hocherfreut sein, sowohl über die Zahlen der Teilnehmer wie auch über die Vorträge und das Leistungsniveau. Weiterhin erlernen in Friedrichshain-Kreuzberg sehr viele Kinder ein Instrument.

Anders sieht es bei dem ausgeschriebenen Fach „Vokalensemble“ aus. Es gab in allen Altersgruppen zusammen nur 3 teilnehmende Ensembles,  wie aus dem Programmheft hervorgeht und wie die Organisatoren auch bekanntgaben.  Das ist niederschmetternd, denn manche haben es noch erlebt,  dass Kinder und Erwachsene jedes Bildungsgrades zu mehreren zusammensaßen und dann mehrstimmige Gstanzln oder Schnaderhüpfel oder Juchaza probten, sangen und aufführten. Dass jetzt gar nicht mehr im kleineren Kreis gesungen wird, ist  ein schwerer Verlust für die „Erziehung zur Freiheit“, von der wir so gern reden.

Eine Gesellschaft, die zwar viel für den schwäbischen Juchtenkäfer tut, aber beispielsweise für den Juchaza des bairisch-schwäbischen Volksliedes nichts mehr übrig hat, lässt ihre eigenen Wurzeln verkümmern – sehr zu ihrem eigenen Schaden!

Großes Lob für die Kinder, die uns alle erfreuten! Ja, ihr habt uns verzaubert!  – Dank an die bienenfleißigen Organisatoren, für die stellvertretend hier Geschäftsführerin Bettina Semrau genannt sei, an die sehr sachkundigen Juroren, die nach unseren Eindrücken als Eltern und Musiker ohne jeden Fehl und Tadel urteilten!

Eine Bitte für die Zukunft an alle Berliner Schulen, Kitas, Eltern und Lehrer und Berliner Bildungspolitiker:

Lasst das SINGEN nicht sterben. Das Singen ist viel wichtiger, viel grundlegender als das alpine Skifahren! Die Menschheit hat Jahrtausende ohne Ski alpin gelebt. Aber nahezu alle Völker der Erde, alle Mütter der kleinsten Verzauberer haben den Gesang ausgebildet, ohne Singen droht die Kultur der Sprache abzusterben. Der Gesang ist Nährstoff für kleine Hirne und kleine Herzen!

Man könnte sich wünschen, neben Jugend musiziert einen ähnlich aufgebauten Wettbewerb Jugend singt einzurichten. Sowohl der begleitete und unbegleitete Liedgesang als auch der hochentwickelte Ensemblegesang der Deutschen und anderer Völker droht unrettbar verlorenzugehen. Mit ihm schwindet ein wichtiger Zauber, durch den Kinder zu erwachsenen, selbstbewussten, wohltönenden Menschen werden. Es schwindet Kitt der Gesellschaft! Und das beste am Singen ist: Das Instrument ist total kostenlos!

Wie sang doch vor vielen Hundert Jahren Jahren Pir Sultan Abdal?

„Sensiz dünya malı neylerim dostum, dostum …“

„Ohne dich, mein Freund, sind mir alle Schätze dieser Welt nichts!“
Gemeint ist: Wer singt und musiziert, sammelt für sich und andere geistig-seelische Schätze!

Das lehren uns die Kinder!

Berichterstatter: Johannes Hampel, Kreuzberg

Sanfte Ermunterung zur Rechtsstaatlichkeit, oder: Muss man der Bundesrepublik Deutschland die Legitimität absprechen?

2013-01-01 15.26.55

Hoffen wir, dass sich Berlins Grüne und Linke irgendwann mit dem Gedanken der Rechtsstaatlichkeit anfreunden mögen.“

Mit diesen – durchaus altersweise gestimmten – Worten zitierte Berlins führende alternative Zeitung, die BZ von der Kreuzberger Rudi-Dutschke-Straße, am 23.01.2013 auf S. 8 einen einfachen Kreuzberger Bürger, den alten, aus dem Amt scheidenden Vorsitzenden der CDU Kreuzberg-West.

RECHTSSTAATLICHKEIT – HÄ? Was bedeutet das? Nun, es bedeutet nichts anderes, als dass alle Menschen, insbesondere aber natürlich die Organe staatlichen Handelns wie die Parlamente, die Regierungen, die Polizei sich an die rechtlichen Vorschriften des Staates halten müssen. Genau diesen Standpunkt vertrat auch der Abgeordnete Burkard Dregger.  Dafür wurde er beschimpft und verhöhnt. Warum? Listu ma hier:

http://www.bz-berlin.de/kultur/gruene-und-linke-beleidigen-cdu-dregger-article1627144.html

Was passt den Grünen und Linken nicht, wenn man die Rechtslage durchsetzen will? Nun, sie meinen permanent, dem Staat seine Unmenschlichkeit, seinen faschistischen Gewaltcharakter, seine unchristliche Hartherzigkeit und Gefühlskälte nachweisen zu können. Beispielsweise, wenn Asylbewerber in einem bestimmten räumlichen Bezirk von 20 oder 30 km „gefangengehalten“ werden, oder wenn Asylbewerber in jugendherbergsähnlichen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht werden, wenn ihnen nicht nur Bargeld, sondern auch Essensmarken in die Hand gedrückt werden, wenn Serben nach Serbien abgeschoben werden, wenn Rumänen nach Rumänien abgeschoben werden, wenn Slowaken in die Slowakei abgeschoben werden, überhaupt wenn EU-Bürger eines EU-Staates in ihr Heimatland abgeschoben werden.

„Abschiebung ist Mord.“ Das ist die ausdrückliche Botschaft eines Plakats, mit dem Besetzer der Schule in der Reichenberger Straße nachwiesen, dass sie Anspruch auf dieses öffentliche Gebäude haben. Sie sind die militanten Abschiebungsgegner, die dem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, immer wieder die Legitimität absprechen. „Und weil Abschiebung Mord ist, deswegen nehmen wir das Recht in die eigene Hand.“

Seit vielen Jahrzehnten nehmen Rechtsstaatsgegner immer wieder das Recht in die eigene Hand. Sie nehmen den „ständigen Ausnahmezustand“ eines Carl Schmitt für sich in Anspruch. Es ist interessant nachzulesen, dass beispielsweise die linken und die rechten Extremisten der Weimarer Republik (etwa die SA) immer wieder dieselbe Denkfigur hernehmen: „Wir lehnen  diesen Staat ab, die Weimarer Republik  ist ein Staat der Novemberverbrecher, ganz im Dienste des internationalen jüdischen Finanzkapitals, und deshalb bekämpfen wir diese parlamentarische Demokratie.“ Derartige Denkfiguren sind auf Schritt und Tritt in der linken und rechten Hetzpresse der 10er und 20er und 30er Jahre zu finden. Bei Lenin ebenso wie bei Alfred Rosenberg, bei Stalin ebenso wie in Hitlers Mein Kampf, ja selbst bei Rosa Luxemburg und Giovanni Gentile. Man muss nur lesen können. Man sollte also wirklich die „Rote Fahne“ und den „Stürmer“ nebeneinander legen und abwechselnd lesen!

Es sind bei uns die militanten Abschiebungsgegner, die dem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, immer wieder die Legitimität absprechen und deshalb zur Selbsthilfe greifen: „Abschiebung ist Mord.

Es sind anderswo die militanten Abtreibungsgegner, die dem Staat, den Vereinigten Staaten von Amerika, immer wieder die Legitimität absprechen und deshalb zur Gewalt greifen: „Abtreibung ist Mord.“

Es waren die militanten Atomkraftgegner, die dem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, immer wieder die Legitimität absprachen und deshalb zur Gewalt griffen. „Atomkraft ist Mord.“

Es waren die militanten Vietnamkriegsgegner, die dem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, immer wieder die Legitimität absprachen und deshalb zur Gewalt griffen. Zu ihnen gehörte auch der von unseren Bezirkspolitikern nachdrücklich geehrte Rudi Dutschke, der ausdrücklich die revolutionäre Gewalt zur Beseitigung der staatlichen Ordnung in der Bundesrepublik Deutschland bejahte.

Ist die Residenzpflicht für Asylbewerber, sind Abschiebungen in EU-Staaten, war der Vietnamkrieg, ist die Atomkraft so schlimm, dass man diesen Staat deswegen mit Rechtsbruch und Gewalt bekämpfen muss?

Ist Abschiebung Mord? Berlins Grüne und Berlins Linke scheinen diesem Standpunkt zuzuneigen.

Ihnen gilt es mit Sanftmut, aber Festigkeit zu entgegnen: „Es ist kaltherzig von Euch, die Asylbewerber zum Rechtsbruch verleitet zu haben und sie dann bei bitterer Kälte auf dem Mariannenplatz stranden zu lassen. Ihr hättet sie bei euch in euren behaglichen Wohnungen aufnehmen können. Dass ihr sie in eine Lage brachtet, wo der Staat gar nicht anders konnte, als sie des Platzes zu verweisen, ist egoistisch. Ihr habt nur an Euch und Euren politischen Erfolg gedacht und die zum Teil berechtigten Interessen der Asylbewerber missbraucht.“

Bidl: Tommy-Weißbecker-Haus, Wilhelmstraße, Kreuzberg-West

Ermunternde Worte zum Abschied – der Skeptiker spricht

Liebe Parteifreundinnen und Parteifreunde,
liebe Mitglieder des Ortsverbands Kreuzberg-West,

mit der Zusammenlegung der drei Kreuzberger Ortsverbände am 1. Februar 2013 schließt sich unsere Amtszeit als Ortsvorstand ab. Ich möchte mich deshalb im Namen des Ortsvorstandes und auch ganz persönlich für Ihr Vertrauen und Ihre Mitwirkung in den beiden vergangenen Jahren bedanken.

Die Arbeit als Ortsvorsitzender stellte für mich persönlich eine bedeutende Herausforderung dar. Es gelang uns immerhin, wichtige Themen zu setzen, Leitlinien zu erarbeiten und uns bis in den Landesverband und ins Wahlprogramm der Berliner CDU hinein Gehör zu verschaffen. Unser kleines feines Blog „Politikselbermachen“ dokumentiert unsere Anstrengungen auf alle Tage.

Viele Anregungen scheinen zunächst auf dornigen Grund zu fallen, äußere Erfolge sind ausgeblieben: weder konnte unser Ortsverband ein Mandat oder einen Deputierten in der BVV oder eine Kandidatur zu Wahlen zu erringen, noch gelang es uns, das Schwinden der Mitgliederzahl aufzuhalten. Aber das, was in bloßen Zahlen als unleugbares Scheitern unserer Amtszeit erscheinen mag, stellt sich im Nachhinein doch als Hinweis auf Mögliches und Unmögliches dar.

Der neugebildete Ortsverband Kreuzberg der CDU steht vor wichtigen Aufgaben. Wird es in Kreuzberg gelingen, die im Kern geschwächten Werte der Christdemokratie zu neuem Leben zu erwecken? Oder wird sich die CDU im Bezirk und bundesweit von den aufholenden Konkurrenten der linken Mitte, insbesondere den Grünen, auf die Füße treten lassen und sich selbst behindern, indem sie SPD und Grüne in der linken Mitte noch überbietet? Soll unser wunderschöner Bezirk weiter in Zersplitterung, Schlendrian, Handaufhalten, Staatsausbeutung und Staatsabhängigkeit verfallen? Oder finden sich genug Menschen, die ihre Verantwortung für sich, für ihre Familien und den Bezirk ergreifen?  Es liegt auch in Ihrer Hand, in der Hand der Mitglieder!

Ich möchte Sie ermuntern: Lassen Sie sich nicht auf die Füße treten, Sie haben in der CDU jederzeit die Freiheit, Ihre eigene Meinung zu sagen. Eine ganz besondere Bitte: Unterstützen  Sie bitte nach Kräften unseren Bundestagskandidaten Götz Müller, dem ich auf diesem Weg ein möglichst gutes Ergebnis wünsche.

Ich wünsche  Ihnen allen und unserer Kreuzberger Heimat alles Gute und viel Erfolg mit dem neuen Vorstand!

Ihr/Euer Johannes Hampel
www.politikselbermachen.wordpress.com
http://www.facebook.com/groups/192803690741436

… und verstehe die Freiheit zu definieren, als was er sich sieht…

2013-01-16 09.29.17

Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,
Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern
Und verstehe die Freiheit
Aufzubrechen, wohin er wil
l.

Das ist Freiheit in der Sprache des Herzens, ausgedrückt vom schwäbischen Dichter Friedrich Hölderlin in seinem Gedicht „Lebenslauf“. Recht jedes Menschen ist es, die Freiheit zu genießen, aufzubrechen, wohin sie oder will.

In der Sprache der Politik wird man sagen: Jeder Mensch hat das Recht, „selbst zu definieren, als was sie oder er sich sieht“. In der Sprache des Grundgesetzes: „Jeder Mensch hat das Recht zur freien Entfaltung der Persönlichkeit.“

So wie die einen sich als türkische Kurden oder alevitische Türken sehen, so muss man sich als Deutsch-Türke, deutscher Muslim, anatolischer Schwabe, Kreuzberger oder ganz einfach als Europäer definieren können, ohne dass einem jemand sagt, was richtig und was falsch ist.“

So schreibt es ein  schwäbischer Politiker in einem Buch über das Heimatland seiner Vorfahren. Der schwäbische Politiker stellt also wie der schwäbische Dichter die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen obenan.  Die Freiheit des Aufbruches zählt mehr als die Unterwerfung unter die Vorgaben der Herkunft.

Hier bekommen wir zugleich den entscheidenden Punkt zu fassen: Nach dem Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland steht der einzelne Mensch, die Person am Anfang der staatlichen Ordnung. Jeder Mensch ist also Inhaber oder „Träger“ letzter, unveräußerlicher Rechte. Die staatliche Ordnung „dient“ nur der Freiheit des Menschen. Die Grundrechte der Person, die Würde des Menschen sind unantastbar. Würde und Freiheit jedes Menschen sind – in der Sprache der Religion geredet – etwas Heiliges, also etwa Unverletzbares. Dem dient die Politik und der Staat. Die oberste Loyalität der Bürger soll also nach dem Willen des Grundgesetzes nicht dem Staat selbst, sondern der Freiheit und dem Recht der Bürger, ja des Menschen überhaupt gelten. Die Selbstbindung des Staates an die Freiheit und Würde des Menschen steht nach dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland über der Bindung des Bürgers an den Staat und seine Institutionen.

„Türkisch ist meine Muttersprache. Wenn ich meiner Mutter meine Zuneigung ausdrücke, dann tue ich das in türkischer Sprache. Möchte ich meinem Vater meinen Respekt bezeugen, so verbeuge ich mich vor ihm und küsse ihm die Hand. So bekundet ein junger türkischer Mann seinen Respekt gegenüber Älteren. Ebenso ist mir die Integrität und Souveränität der Türkei heilig.“
Diese Sätze von Kamuran Sezer werden wohl sehr viele in Deutschland lebende Türken unterschreiben. Die Bindung dieser „Türken mit deutschem Pass“, wie sie sich selber sehen, an ihr eigentliches Vaterland ist ungebrochen. Dies darf uns nicht verwundern, denn so ist das ihnen seit Gründung der Republik im Jahr 1923 ununterbrochen gelehrt worden. Die Staatsordnung der Türkei – dies zeigt jeder Blick in ein türkisches Klassenzimmer, jeder Blick in die türkische Nationalhymne  – lehrt jeden Morgen die unbedingte, gläubige Hingabe des Einzelnen an das Heimatland, Heimatland gesehen als unlösbare Verbindung von „Blut“, also Abstammung, „Land“, also das konkrete Staatsgebiet der Türkei, „Sprache“, also Türkisch, und „Volk“, also Staatsvolk der Türkei, und „Vater aller Türken“, also Kemal Atatürk.
Da wo in kirchlichen Schulen Deutschlands das Kreuz hängt, hängt in türkischen Klassenzimmern die Flagge des unsterblichen Vaterlandes und das Porträt des verehrten Staatsgründers Kemal Atatürk. Ich meine: Wir Deutsche sollten einsehen, dass wir die Türken nicht von ihrer Polung auf das ewige Türkentum umerziehen können. Generationen um Generationen sind in dem unbedingten, religiösen Glauben an die Heiligkeit der Integrität und Souveränität der Türkei erzogen worden. Das gibt man nicht so einfach auf, selbst wenn man über Generationen hinweg im Ausland lebt.
Vorrang der Freiheit des Einzelmenschen vor dem Staat und dem Volk  in Deutschland – Vorrang des Volkes und des Staates vor der Freiheit des Einzelnen in der Türkei: Das ist ein wesentlicher Unterschied zwischen der deutschen und der türkischen Staatsauffassung.
Welche ist nun besser? Das ist in Deutschland  letztlich eine Frage der freien Entscheidung. Die Bundesrepublik Deutschland, das deutsche Volk als Träger der staatlichen Souveränität hat jedoch als Gemeinschaft eine klare Entscheidung getroffen. Die Menschenwürde ist das Wichtigste. Und die Bundesrepublik Deutschland kann von jedem verlangen, der sich dauerhaft als ihr Bürger sieht, dass die Höherwertigkeit der Freiheitsrechte des Einzelnen anerkannt wird. Die Person zählt in Deutschland mehr als das Kollektiv, die individuellen Rechte der Person stehen eindeutig über den Gruppenrechten der verschiedenen „Stämme“ des Staatsvolkes, also der Sachsen, Russen, Bayern, Türken, Thüringer, Polen, Schwaben usw.
Jeder, der hier lebt, hat das unveräußerliche Recht, selbst zu bestimmen, als was er sich sieht. Er kann sich als Türke mit deutschem Pass sehen. Er kann sich als Schwabe mit deutschem Pass sehen. Er kann sich als Deutscher mit schwäbisch-bayerischen Wurzeln sehen, als Atheist mit europäischen Wurzeln oder einfach als ein vielfach bestimmtes, vielfach abhängiges oder vielfach freies Ich. Es kommt letztlich ganz auf die Freiheit des einzelnen an. Solange er das Grundgesetz und die Rechtsordnung der Bundesrepublik Deutschland achtet, kann er tun und lassen, was er will. Und er kann sich sehen, als was er will.
Er kann seinen Vätern die Hände küssen und dann aufbrechen, wohin er will. Das ist Freiheit.
Zitate:
Friedrich Hölderlin: Lebenslauf. In: Karl Otto Conrady (Hrsg.): Das große deutsche Gedichtbuch. Athenäum Verlag, Kronberg/Ts. 1977, S. 343
Cem Özdemir: Die Türkei. Politik, Religion, Kultur.  Beltz & Gelber, Weinheim 2008, S. 13; Bild eines türkischen Klassenzimmers: S. 189
http://www.tagesspiegel.de/meinung/gastkommentar-tuerke-mit-deutschem-pass-was-sonst/7643930.html
Bild:
Beim Überschreiten des Rheines in Düsseldorf, Aufnahme eines Lechschwaben vom 16. Januar 2013. Denn Freiheit bedeutet Überschreiten von natürlichen Grenzen

Freiheit neu erzählen! Die CDU vor der Bundestagswahl 2013

26042011550

Was mag die CDU wohl aus den vielen verlorenen Landtagswahlen der letzten Jahre folgern? Soll sie den Mitbewerbern ihre Filetstücke wegschnappen, die Gegner  auf dem Feld ihrer Stärke übertrumpfen und ihnen so gewissermaßen das Wasser abgraben?

Falsch wäre es, das zu tun, was der CDU-Bundesvorstand offenbar überlegt, nämlich jetzt noch deutlicher in die linke Mitte zu rücken, etwa beim Thema Mindestlohn, bei Altersrente, Ökowende, Schulpolitik, bei der frühkindlichen Erziehung, bei der Beliebigkeit der Lebensformen, bei Quotenregelungen. Denn da sind schon mindestens zwei andere gut unterwegs: die SPD und die Grünen. Die CDU wird die beiden Mitbewerberinnen nicht in der linken Mitte überbieten können. Nein, die CDU kann nur mit ihrem Kernbestand punkten: dem Vertrauen in die Freiheit und die Bindungsfähigkeit des Menschen, mit dem Bewahren der zeitüberdauernden Güter der Menschheit und mit einer wie immer vermittelten, geistig-unsichtbaren Bindung an die alles überragende Person, an den mitreißenden Impulsgeber, den Menschen Jesus Christus.

Es kann doch nicht sein, dass in Wahlen höchst erfolgreiche Christdemokraten reinsten Wassers wie Joachim Gauck oder Winfried Kretschmann der CDU neuerdings erklären müssen, wie sich Freiheit buchstabiert. Wenn die CDU den Zugriff auf das Wesen der menschlichen Freiheit allein kampflos den anderen Parteien überlässt, gibt sie sich selbst auf. Der christlich geprägte Freiheitsbegriff, maßgeblich niedergelegt im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, droht freilich derzeit  in der gesamten CDU zu Bruch zu gehen. Dies geschieht immer dann, wenn auf den Willen des Menschen Druck ausgeübt wird, indem behauptet wird, diese oder jene Entscheidung sei alternativlos.

Die Freiheit ist unter Druck – gerade jetzt angesichts der unleugbaren Bedrängung durch Europa-Krise, durch die Jugendarbeitslosigkeit in den EU-Partnerländern, die uns nicht kalt lassen darf, angesichts zunehmender Bedrohung durch militärische Gewalt an den Südrändern der EU.  Hier kann ein erneutes Hinhören auf die Rede Konrad Adenauers helfen, die er am 24. März 1946 in der Aula der Kölner Universität hielt:

„Das deutsche Volk krankt seit vielen Jahrzehnten in allen seinen Schichten an einer falschen Auffassung vom Staat, von der Macht, von der Stellung der Einzelperson. Es hat den Staat zum Götzen gemacht und auf den Altar erhoben. Die Einzelperson, ihre Würde und ihren Wert hat es diesem Götzen geopfert. Die Überzeugung von der Staatsomnipotenz, von dem Vorrang des Staates und der im Staat gesammelten Macht vor allen anderen, den dauernden, den ewigen Gütern der Menschheit, ist in zwei Schüben in Deutschland zur Herrschaft gelangt. Zunächst breitete sich diese Überzeugung von Preußen ausgehend nach den Freiheitskriegen aus. Dann eroberte sie nach dem siegreichen Krieg von 1870/71 ganz Deutschland. Der Staat wurde durch den von Herder und den Romantikern aufgedeckten Volksgeist, vor allem durch Hegels Auffassung vom Staat als der verkörperten Vernunft und Sittlichkeit, in dem Bewusstsein des Volkes zu einem fast göttlichen Wesen. Mit der Überhöhung des Staates war zwangsläufig verbunden ein Absinken in der Bewertung der Einzelperson. Macht ist mit dem Wesen des Staates untrennbar verbunden.“

Wir fassen Adenauers Grundeinsicht zusammen: „Die Deutschen haben die Politik und den Staat zu ihrem Götzen gemacht. Die Freiheit der Person kam zu Schaden.“ Genau das droht heute wieder: Denn die CDU ist derzeit insgesamt politik- und staatshöriger als selbst die neuen Grünen, verkörpert im mit viel Witz und Geist gesegneten Mit-Kreuzberger Cem Özdemir. Die Grünen sind die strategisch, programmatisch und personalpolitisch weitaus geschicktesten Konkurrenten der CDU. Sie ergreifen die Chancen, die ihnen eine in der rechten Mitte programmatisch entblößte CDU bietet.  Organisatorisch und in der parteiinternen Demokratie kann die CDU sehr sehr viel, muss allzu viel von den Grünen lernen. Von den schwäbischen Südwest-Grünen her ausgehend droht der CDU darüber hinaus ein kaum mehr aufzuholender Schaden: der Verlust der Regierungsmehrheit an Rot-Grün.

Umdenken ist angesagt! Das Herzstück christdemokratischer Politik, nämlich die Überzeugung von der Handlungsfähigkeit des Menschen, das Vertrauen in  die Person, das Erinnern an die nichtmateriellen ewigen Werte der Menschheit können der programmatisch verunsicherten CDU den Weg zu neuer Stärke weisen.

Bild: einige Bilder, die Kreuzberger Kinder gemalt haben – ein Ausdruck ihrer Freiheit!

Kommentar von Johannes Hampel, Ortsvorsitzender CDU Kreuzberg-West

„Der Türke wird nicht zum Deutschen“, oder: „Bitte keine Integrationshilfen mehr!“

09112010049

Eine klare, erfrischend offene Absage an den Gedanken der Integration spricht Kamuran Sezer am 17.01.2013 im Tagesspiegel aus. Seine Grundüberlegung ist: Es ist toll und schön, als Türke in Deutschland zu leben. Es geht uns sehr gut. Wir Türken in Deutschland brauchen keine fürsorgliche Belagerung durch die Integrationspolitik. Wir Türken in Deutschland haben alles, was wir brauchen, um glücklich zu sein. Wir Türken wollen und brauchen keine Integrationspolitik! (Ergänze: Die Russen, Syrer, Araber, die Franzosen usw. brauchen keine Integrationshilfe! Die kommen schon alleine klar.)

Sezer ist Leiter des Futureorg-Instituts, das zu gesellschaftspolitischen Themen berät und forscht. Außerdem ist er Kolumnist beim DTJ Online.

Lest das eindeutige Nein zur Integrationspolitik, das klare Nein zu Integrationsmaßnahmen, zu Integrationsforschung und Integrationsratschlägen. Motto scheint zu sein: Liebe Deutsche, bitte lasst uns Türken in Ruhe mit Eurer Integrationsförderung und Migrations- und Integrationsberatung! Wir kommen schon selber klar, wir brauchen Euer ganzes staatliches Geld, Eure Programme, Eure „Integrationsbeauftragten“ und Eure guten Worte nicht!

Sezer schreibt:

„Ich möchte es kurz und schmerzlos machen: Sie alle nerven gewaltig! Vom linken Gutmenschen über den Versicherungsvertreter bis zum Rechtskonservativen, die allesamt bemüht sind, mir bei meiner Integration zu helfen. Die meisten von ihnen haben keine Vorstellung davon, wie schön es ist, ein Türke in diesem Land zu sein – mit unserer Gastronomie, unseren Theatern, Vereinen, Unternehmen und Schulen. Von München bis Bremen haben wir ein Netz aus soziokulturellen und -ökonomischen Zentren gesponnen, mittels dessen wir uns des Lebens erfreuen aber auch unsere eigenen Zukunftspläne schmieden.

Der Türke wird nicht zum Deutschen. Er wird sich nicht in einer völkischen Ursuppe bis zur Unkenntlichkeit auflösen.“

In vielem reißt Kamuran Sezer der wohlmeinenden Integrationspolitik die Maske vom Gesicht. Jeder Türke wird bestätigen, dass es den Türken in Kreuzberg und in Deutschland gut, sehr gut geht, in vieler Hinsicht sogar weit besser als in der ursprünglichen Heimat, der Türkei selbst. Denn was wäre die Alternative zur türkischen Volksgruppe, zu den vielen hierher verpflanzten kleinen türkischen Dörfern  in Deutschland? Dies: Deutlich schlechtere materielle Ausstattung in der Türkei, hohe Arbeitslosigkeit, praktisch keine Sozialversicherung in der Türkei, viel Kinderarbeit, keinerlei Schulbildung für immer noch 500.000 Mädchen in der Türkei, ein höchst selektives Bildungswesen mit klarer Benachteiligung der Ärmeren, Wohnungsnot in den städtischen Zentren wie etwa Istanbul, ein klares Einschwören auf einen starken, fordernden, autoritären Staat, der sich selbst und seine Erde Morgen für Morgen zu etwas Heiligem, zu etwa Unantastbarem erklärt, einen Staat, der den ganzen Menschen und seine gesamte Treue, seine Liebe und seine Hochachtung fordert und will.

Es ist doch kein Wunder, wenn viele Türken es vorziehen, sich lieber in einem anderen Land außerhalb der Türkei als Türke mit deutschem Pass wohlzufühlen. Kamuran Sezer hat wirklich recht: Es geht den Türken in Deutschland sehr gut. Sie brauchen keine gesonderte staatliche Unterstützung mehr. Sie können bestens auf eigenen Beinen stehen und tun dies ja auch. Das muss man einmal sagen. Danke, danke!

All die vielbeschworenen angeblichen oder eingebildeten Probleme etwa der Berliner Türken – hohe Arbeitslosigkeit, hohe Schulabbrecherquote, hohe innerfamiliäre Gewalt gegenüber Kindern und Frauen, hohe Abhängigkeit von Sozialleistungen  – sind im wesentlichen nur ein eingebildetes oder vorgestelltes Problem der Deutschen. Die Deutschen fühlen sich unwohl, wenn sie sich nicht mit den Türkinnen in deren Sprache unterhalten können, oder wenn türkische oder kurdische Mütter im Haushalt eingeschlossen werden. Die Deutschen wollen, dass die Türken ihren wirtschaftlichen Aufstieg aus eigenen Kräften betreiben, die Deutschen wollen, dass die Türken aus ihrer Volksgruppe auch ein bisschen  hinaustreten und sich ihr nichttürkisches Umfeld erschließen, nur die Deutschen wollen, dass die Türken zu loyalen Staatsbürgern der Bundesrepublik Deutschland werden, wenn sie dauerhaft hier leben. Die Deutschen  wollen also die treuen türkischen Staatsbürger mit ihrer angestammten starken Bindung an das ewige Türkentum und den heiligen Boden der Türkei auf längere Sicht zu treuen deutschen Staatsbürgern mit einer starken Bindung an die Werte des Grundgesetzes werden lassen. Die Deutschen  wollen die Türken in Deutschland zu ganz normalen Staatsbürgern der Bundesrepublik Deutschland mit – wie sagt man doch so unschön? –  mit türkischem Migrationshintergrund umerziehen.

Das wird so nicht funktionieren. Der Türke wird nicht zum Deutschen. Kamuran Sezer gebührt Dank für seine Klarstellung und seine erfrischend offenen Worte.

http://www.tagesspiegel.de/meinung/gastkommentar-tuerke-mit-deutschem-pass-was-sonst/7643930.html

Bild: deutscher Drache am Kreuzberg, z.Zt. flugunfähig