„Very nice, i suggest Admin can set up a forum, so …

that we can talk and communicate“, schreibt  uns Leserin Nancy aus dem Städtchen Spamfolder in den USA.

Guter Vorschlag! Frau Nancy hat klar erkannt, worum es in diesem Blog geht: direkte Einflussmöglichkeiten des Volkes auf die Politik: jeder kann hier seinen Senf dazugeben.

A propos seinen Senf dazugeben:

Es fällt auf, dass ausgerechnet die drei Parteien, die im zurückliegenden Wahlkampf am meisten Beiträge über das Internet eingefordert haben, zugelegt haben: CDU, Grüne und Piraten.

Die Piraten sind ohnehin über das Internet entstanden, ohne das Internet sind sie nicht denkbar.

Die Grünen haben ebenfalls niedrigschwellige Diskussionsforen im Internet.

Die Berliner CDU hat ihr gesamtes Programm ganz wesentlich über den Internet-Auftritt zusammengebastelt. Sogar die taz bescheinigte der CDU, im Bereich Internet diesmal die Nase vorn gehabt zu haben.

Vieles spricht in methodischer Hinsicht also für eine Koalition aus CDU, Grünen und Piraten.

Gedämpfte Verzweiflungstöne im herrlichen Altweibersommer

Der heutige Stammtisch widmete sich zunächst dem Wahlausgang. Der Berliner CDU kann man gratulieren: sie hat sich wieder in die Gewinnzone gearbeitet. Der Wahlkampf war solide, der Spitzenkandidat Frank Henkel war gut beraten und vermochte rundweg zu überzeugen – freilich auch ohne irgendwo anzuecken. Die Trendwende in Berlin ist geschafft.

Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat die CDU einen weiterhin sehr schweren Stand und hat die rote Laterne der überwiegend einstelligen Ergebnisse nicht abgegeben. Die Trendwende ist nicht geschafft. Hier tut sicherlich eine schonungslose Ursachenforschung hinter verschlossenen Türen innerhalb des Kreisverbandes not.

Die PIRATEN waren die Überraschung des Wahlganges. Sie sammelten zum einen das Heer der Politikverdrossenen ein, brachten Nichtwähler an die Urnen. Andererseits überboten sie die ohnehin starken linken Parteien noch einmal, indem sie noch mehr vom Staat forderten und noch weniger vom Bürger verlangen als die ohnehin schon verwöhnenden herrschenden Parteien des linken Spektrums. Als überzeugend wurden die beständigen Konsultations- und Beratungsrunden der Piraten bewertet. Bei den PIRATEN kann jeder mitmischen, es gibt noch keine Hackordnung.

Der heute vom Bundestag erweiterte Euro-Rettungsschirm wurde als wesentlicher Schritt zur voll entwickelten Haftungs- und Schuldengemeinschaft gesehen. Nach Griechenland stehe nun zu befürchten, dass andere Länder – Italien, Spanien, Frankreich – die Solidarität der Zahlerländer in Anspruch nehmen würden. Wesentlicher Zweck des Rettungssschirmes sei es, den Schuldnerländern die Zinslast zu erleichtern, um dann schließlich zum berühmten Haircut, also einer pauschalen Schuldenabschreibung von 50, 60 oder 70%  hinzuführen. Die Banken würden letzlich gestärkt, die Staaten geschwächt aus der Operation hervorgehen.

Die Mittelschicht, also diejenigen, die Tag für Tag aufstünden, um Geld zu verdienen, die ihre Kinder zum Lernen und Arbeiten erzögen, werde kontinuierlich abnehmen, sie werde zunehmend aufgerieben oder kleingeschliffen zwischen der wachsenden Schar der Empfängerschichten und der schmalen Schicht der Superreichen, die mithilfe des Finanzmarktes für sich den Reichtum absaugten. Bereits jetzt zeige Griechenland in ersten Ansätzen Zeichen des Staatszerfalls, ein Bürgerkrieg sei auch nicht völlig auszuschließen.

In Kreuzberg habe sich die Empfängermentalität breit gemacht. Es gebe für zu viele Menschen keinen Anreiz, sich durch Bildung und Fleiß aus dem Status der Staatsabhängigkeit hervorzuarbeiten.  „Wir haben ja alles.“ Die Sozialräume trieben weiter auseinander.

Insgesamt herrschte auf dem Stammtisch eine stark pessimistische Note mit teilweise verzweifelten Untertönen vor.

Und doch sollte man sich nicht niederschmettern lassen, sondern stets auch das Positive sehen. Denn viele gibt es, die vieles an Deutschland gut finden!

Doch wie cool klingt das hier, was ein Stammtischler aus einem neu erschienen Taschenbuch vortrug:

Ich finde es an Deutschland gut, dass dass man hier nicht arbeiten muss und trotzdem sein Geld bekommt„, so eine typische Kreuzberger Schülerin, zitiert bei Viviane Cismak, Schulfrust, Berlin 2011, S. 146.

Der Stammtischler zitierte weiter:

Der Rest der Kasse nickte zustimmend. „Ja, in der Türkei hat man echte Probleme, wenn man arbeitslos wird. Hier kann man immer noch sehr gut leben und muss noch nicht einmal wieder arbeiten“, warf Faruk ein.

Alle lachten.

 

Vorläufiges Ergebnis der Wahlen vom 18.09.2011 ist festgestellt

Herr Baasen, der Bezirkswahlleiter gab gestern auf der 2. öffentlichen Sitzung des Bezirkswahlausschusses die Parteistärke in der BVV Friedrichshain-Kreuzberg bekannt.
Hier erreichten wir als CDU im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit 7,8% und 4 BVV-Mandaten Platz 5, hinter den Grünen (35,0%, 22 Mandate), SPD (20,5%, 13 Mandate), Die Piraten (14,1%, 9 Mandate), Die Linke (12,4%, 7 Mandate). Die FDP erhielt 0,9 Prozent und kein Mandat.

Wir liefen im Wahlkreis Kreuzberg 1 mit unserem Kandidaten Kurt Wansner MdA hinter Heidi Kosche (Grüne, 7825 Stimmen), Miriam Noa (SPD, 4175), Alexandra Arlt (Piraten, 1893 Stimmen) mit 1764 Stimmen auf Platz 4 ein, vor Lothar Jösting-Schüßler von der LINKEN (1117 Stimmen).

Mach mit: Jahn trifft Jane

Veranstaltung des Monats:
6. Oktober 2011, 17.00 Uhr: Jahn trifft Jane. Der neue Kreuzberger Gleisdreieck-Park ermuntert zu körperlicher Ertüchtigung, zu Gemeinsinn und Leistung. Wir treffen uns im Geiste des Turnvaters Friedrich Ludwig Jahn und der Hüpfmutter Jane Seymour Fonda zu Parkbesichtigung, bürgerlichem Platzputz und präventiver Rückengymnastik. Übungsleiter: Johannes Hampel. Treffpunkt: Haupteingang an der Hornstraße

Anschließend ab 18 Uhr, Wirtschaft Stresemann, Stresemannstraße 48:  Einläuten des Schreibwettbewerbs „Was mir am neuen Gleisdreieck-Park gefällt und was ich dafür tun möchte, dass es so bleibt“.

Aktuelle Bilder aus dem neuen Park am Gleisdreieck, Flasche aufgenommen heute, 08.12 Uhr

 

Wie schafft sich Kreuzberg bessere Schüler (2)?

Berichte über Gewalt und Mobbing auf dem Schulhof, die Ausgrenzung der wenigen, oft hoffnungslos vereinzelten deutschen Kinder unter den vielen türkischen und arabischen Kindern haben in den letzten Jahrzehnten zu einem beständigen Aderlass der deutschen Familien aus Kreuzberg weg geführt. Schulen wie etwa die Rosegger-Schule sind geschlossen worden, weil nach Gewaltvorfällen die Anmeldungen einbrachen. Das Problem der Kreuzberger Schulen ist die Abwanderung der Familien mit bildungsinteressierten Eltern.

Es fehlt andererseits an Zuwanderung aus den europäischen Ländern! Italiener, Polen, Deutsche, Russen meiden Kreuzberger Schulen oder ziehen weg, sobald sie können. Man zieht nicht nach Kreuzberg, wenn die Kinder das Schulalter erreichen, sondern zieht aus Kreuzberg weg. So bleiben mehr und mehr die „guten Schüler“ weg. „Gute Schüler“ sind Schüler, die aus dem Elternhaus gute Sprachkenntnisse mitbringen, die sich konzentrieren können und die Autorität des Lehrers achten.

Von entscheidender Bedeutung beim Zurückholen und Halten der „guten Schüler“ ist offenbar die Mitarbeit, die Einbeziehung der Eltern. Darüber berichtet heute Florentine Anders auf S. 10 der Morgenpost. Vater Markus Münch hat die Vernetzung der Eltern vorangetrieben. Die Eltern brachten sich selbst mit Vorschlägen und Forderungen ein, statt einfach aus Kreuzberg wegzuziehen oder an Privatschulen abzuwandern.

An der Lenau-Grundschule in der Nostitzstraße können Kinder jetzt als Gruppe angemeldet werden. In der gebundenen Ganztagsschule werden alle Klassen durch zwei Lehrer und eine Erzieherin betreut. Jede Klasse hat einen Klassen- und einen Freizeitraum. Die Elternabende sind jetzt besser besucht.

Die Konzepte der Lenauschule weisen in die richtige Richtung; hervorragende materielle und finanzielle Ausstattung, Ganztagsbetreuung, ein gewisser Anteil an Kindern mit Deutsch als Muttersprache, ein nicht zu hoher Anteil an Kindern aus muslimischen Familien – das wollen die Eltern offenbar. Dies scheinen Mittel zu sein, um die Abwanderung aus Kreuzberger Schulen zu stoppen.

Modellversuch – Warum in Kreuzberg in Gruppen eingeschult wird – Berlin – Berliner Morgenpost – Berlin.

Was braucht Kreuzberg? Kreuzberg braucht Zuwanderung bildungsinteressierter Familien.

Dem Bezirk muss daran gelegen sein, die Zuwanderung von bildungsnahen Familien bewusst zu fördern – oder mindestens deren Abwanderung einzudämmen.

Bild: eine Bank im neu eröffneten Ostpark am Gleisdreieck.

Wie schafft sich Kreuzberg bessere Schüler? Diagnose und Therapie (1)

Bericht vom Themen-Abend der CDU Kreuzberg-West am 08.09.2011, Wirtschaft Stresemann

Ortsvorsitzender Johannes Hampel begrüßte in Anwesenheit von Kurt Wansner MdA, unserem CDU-Direktkandidaten  im Wahlkreis 1, alle Gäste aus der Schulpraxis, aus Zivilgesellschaft und Politik, insbesondere

Alexander Ott, den Koordinator der deutsch-russischen Lomonossow-Grundschule Berlin, und

Gilles Duhem, Projektleiter aus dem Gemeinschaftshaus Morus 14 e.V, Koordinator im Netzwerk Schülerhilfe Rollberg.

Die Überlegungen begannen sofort ohne das übliche seiernde Drumherumreden. Als gemeinsamer Befund für Kreuzberg und Neukölln erarbeiteten wir im Konsens: Die sozialräumliche Spaltung Kreuzbergs ist weit fortgeschritten, es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass die auseinanderstrebenden Milieus zusammenkommen. Kreuzberg besteht aus parallel nebeneinanderherlebenden Sozialräumen. Sie reden kaum miteinander. Man kann sie mit getrennten Aquarien vergleichen. Ganz im Gegenteil verlasssen weiterhin die sogenannten Mittelschichtfamilien die „sozial schwachen“ Quartiere spätestens dann, wenn eigene Kinder in die Grundschule eintreten.

Was ist die „Mittelschicht“? Als Mittelschicht galt an diesem Abend eine Familie, die für ihre Kinder gezielt eine vollständige schulische Ausbildung und spätere legale Erwerbstätigkeit anstrebt. Bildung gilt als hohes Gut, die Eltern wollen Erziehung für ihre Kinder und sind bereit, dafür Opfer zu bringen.

Zurück bleiben in Kreuzberg und Neukölln gehäuft die sogenannten bildungsabgewandten Unterschichtfamilien: In diesen Familien herrscht meist kein erkennbarer Wille, die Kinder zum schulischen Erfolg zu führen. Die allermeisten sogenannten Unterschicht-Familien leben in beträchtlichem materiellem Wohlstand von Sozialhilfe, nicht angemeldeter Arbeit und sonstigen nichtamtlichen Einkommensquellen. An manchen Neuköllner und Kreuzberger Grundschulen stammt nahezu die komplette Schülerschaft aus diesen Familien, an anderen ein großer Teil. „Unterschicht“ bedeutet also keineswegs materiell arm, sondern bildungsfern, statusverharrend und abhängig von staatlichen und familiären Hilfesystemen.  Kindesvernachlässigung, Schulversäumnisse, früher Einstieg in Kriminalität sind ebenfalls Anzeichen von „Unterschicht“.

Materielle Armut gibt es sowohl in Kreuzberg wie in Neukölln nur bei alleinlebenden Alten, jedoch nicht in der Unterschicht.  Die Rede von „Berlin als Hauptstadt der Kinderarmut“ ist in hohem Maße sinnwidrig und irreführend.

Als größter Fehler der Politik und der Schule der vergangenen Jahrzehnte kann eine Neigung zu Weichheit, Gleichgültigkeit, herblassender Bevormundung gegenüber den Mündeln des Sozialstaates, etwa den „Migranten“, und falsche Toleranz gegenüber Disziplinlosigkeit gelten.

Den Schülern in Kreuzberg fehlt es heute sehr oft an grundlegenden Fähigkeiten im Bereich Bewegung, Aufmerksamkeit, Konzentration und Disziplin. „Berlin ist die Hauptstadt der Gammelei.“ So schroff drückte es ein Teilnehmer aus.

An ihren Eltern erfahren die Kinder Tag für Tag, dass man ohne Kenntnisse des Landes und der Landessprache, ohne Verbindlichkeit, ohne Verpflichtungen wunderbar über die Runden kommt und sogar noch erklecklichen Wohlstand anhäufen kann: ein – jedenfalls aus der Sicht der Mittelschicht – verheerendes Vorbild. Allerdings entfällt so jeder Zwang zur Bildung, geschweige denn zu Integration und Aufstieg: „Wir haben alles, was wir brauchen.“

Die gesamte Integrationsdebatte  ist in diesem Licht eine fruchtlose Debatte der Mittelschicht mit der Mittelschicht.

Der Bericht von Barbara Kerbel im Tagesspiegel vom 06.09.2011 Integration an Schulen: Ohne Härte geht es nicht wurde in Kopie verteilt, besprochen und zustimmend zur Kenntnis genommen: „Diese Jugendlichen drücken es genauer, treffender aus als alle Theoretiker und alle Erwachsenen: Ohne Strenge geht es nicht. Verbindlichkeit, Zwang, ja sogar Sanktionen sind Mittel, die die Jugendlichen selber einfordern – auch gegenüber ihren eigenen Eltern, die ihrer Verantwortung nicht nachkommen.“

„Das erste, was die Kinder lernen müssen, wenn wir sie an Bildung und an einen späteren ordentlichen Beruf heranführen, ist Struktur und Benehmen. Sie müssen lernen, Struktur in den Alltag hineinzubringen, sich an Verbredungen zu halten, Termine einzuhalten. Wenn jemand anruft um abzusagen statt einfach wegzubleiben, ist das schon ein Erfolg! Dazu brauchen wir die Eltern. Wir erziehen Eltern und Kinder dazu, ihrem Tagesablauf ein Gerüst zu geben.“

Gilles Duhem erzählte anschaulich von dem mühseligen Geschäft der Nachmittagsbetreuung, wo Freiwillige mit den Kindern lernen, Spiele spielen, Hausaufgaben machen, kleine Ausflüge machen, Unterhaltungen führen, musizieren oder basteln.

Für viele Kinder ist dies der rettende Strohhalm: Hier kümmert sich jemand um sie. Hier will jemand, dass sie weiterkommen.

Und die anderen, die Mittelschichtfamilien, die Zuwanderer der ersten Generation aus anderen Bundesländern, aus Russland, die deutschen Spätaussiedler, die jüdischen Kontingentflüchtlinge, die Immigranten der ersten Generation aus Korea, Polen, China? Sie sind entsetzt über den Schlendrian, die Leistungsunlust, das Chaos an den staatlichen Grundschulen Berlins. Das haben sie nicht erwartet, als sie nach Berlin übersiedelten: Sie treffen als Zuwanderer auf eine verfestigte, wachsende Schicht der Unbeweglichen, ein entwicklungsfeindliches, über Generationen gewachsenes Umfeld, das das Geschehen an den staatlichen Grundschulen in vielen Stadtteilen dominiert.

An vielen Kreuzberger Schulen ist Normalität völlig verlorengegangen. Der Unterricht in Rechnen, Lesen und Schreiben, in Singen und Turnen findet über weite Strecken nicht statt. Viel zu viele Kinder lernen über Jahre des Schulbesuches hinweg in Kreuzberg (wie in Neukölln, Wedding oder Schöneberg) weder Lesen noch Schreiben, schlimmer noch: sie lernen es nicht zu lernen. Sie nisten sich ein in ihrer kleinen behaglichen Nische des planlosen Nichtstuns.

Was tun? Fliehen? In andere Bezirke, andere Bundesländer weiterziehen? Zurück ins Herkunftsland?

Enden die Gleise für Kreuzberger Schüler in der Wildnis? Sind die Kreuzberger Schulen Stummel- und Stumpfgleise, die im Gestrüpp enden, wie sie oben in unserem Bild vom neuen Park am Gleisdreieck zu sehen sind?

Wir gaben so schnell nicht auf, wir entwickelten echte Lösungsansätze! Lest morgen weiter!

(wird fortgesetzt)

Kann man die Grünen noch wählen?

Verena Friederike Hasel, eine typische Grünen-Wählerin (hochgebildet, sympathisch, unabhängig, emanzipiert, jung) erlebte eine Odyssee, als sie sich bei den Parteien schlau machen wollte. „Kann ich die Grünen noch wählen?“ Ein radfahrender Verkehrsexperte von der Senatsverwaltung zerpflückt vor ihren Augen alle Argumente, die von den Grünen gegen den Weiterbau der A 100 vorgebracht worden sind. Wie schaut es aber mit den grünen Argumenten für „eine Schule für alle“ aus? Kuckstu ma hier, was Frau Hasel im Tagesspiegel schreibt:

Kann ich die Grünen noch wählen? Verunsichert wende ich mich der Bildung zu. Davon glaube ich etwas zu verstehen, so geht es vielen, schließlich sind wir alle mal zur Schule gegangen. Aus der Ferne meines heutigen Lebens erscheint mir die rot-rote Bildungspolitik sinnvoll und richtig, Integration und Chancengleichheit sind schließlich etwas Wunderbares, denke ich. Bis ich mit einem Lehrer von einer Kreuzberger Gesamtschule spreche. In der dortigen Mittelstufe unterrichtet er Kinder mit durchschnittlichen Leistungen, Kinder mit Leistungen auf Grundschulniveau und Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten. Gerecht werde er allen nur, wenn er die Unterrichtsmaterialien dreifach vorbereite, das dauere oft bis spät in die Nacht. Noch gehe das, sagt er, noch habe er selbst keine Kinder. Zumindest unterstützt ihn in manchen Stunden neuerdings eine Sonderpädagogin. Oft sieht sie jedoch keine andere Möglichkeit, als mit den lernschwachen Schüler in einem separaten Raum zu arbeiten.

viaWahlkampf in Berlin: Alles eine Soße? – Berlin – Tagesspiegel.

Macht Fisch-Schwärme durch Koalitionsdebatten nicht kopfscheu

Lange sprach man über mögliche Koalitionen nach der Wahl. Vorzugsweise während des Wahlkampfes. Jetzt hat die Kandidatin „Renate“ (wieso eigentlich haben Frauen immer nur Vornamen?) sich dem sympathischen Herrn Wowereit ans Herz geworfen und die Waffen gestreckt: „Ich werde meiner Partei nicht vorschlagen, in Koalitionsverhandlungen mit der CDU zu gehen.“ Schlau gesagt! Denn sie hält sich eine Hintertür offen: Zwar wird die Kandidatin es der Partei nicht vorschlagen – ABER DIE PARTEI KANN ES DER KANDIDATIN vorschlagen! Wenn’s der Machterringung dient … 🙂

Die Kreuzberger grüne Basis ist verdrängungsempört ob des Kokettierens mit uns Ewiggestrigen von der CDU. Der pH-Wert der Kommentare verlässt sozusagen das Basische und wird saurer und saurer. „Bitte KEINE Koalition mit der CDU!“  EineR der erfahrensten PolitikerInnen Kreuzbergs, ein großer Fisch sozusagen, zeigt mal wieder, dass für jede Diskussion die rechte Zeit oder auch die Unzeit ist:

Wahl in Berlin: Linker Grünen-Flügel heizt Debatte um Grün-Schwarz an
Der ebenfalls dem linken Lager zugerechnete Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele wollte zu den Äußerungen aus Friedrichshain-Kreuzberg, wo er seinen Wahlkreis hat, nichts sagen. „An der Debatte beteilige ich mich jetzt nicht“, sagte er dapd. „Jetzt machen wir Wahlkampf.“

Absolut richtig! Die Parteien sollten sagen, was sie erreichen wollen oder erreicht haben, statt ihre eigenen Anhänger durch „Rechtsrucke“ wie im Fall der Grünen oder auch Linksrucke kopfscheu zu machen.

Jede Diskussion über eine auch nur punktuelle Zusammenarbeit zwischen Grünen und CDU treibt die braven grünschillernden Kreuzberger Wählerfische aus dem jahrzehntelang gehegten und gepflegten grünen Kreuzberger Aquarium nur in die offenen Arme der räuberischen Piraten, dieser gewissenlosen Stichlinge im Internet-Goldfischbecken!

Grüne! Verdrängungsempörte! Hört auf den großen Fisch! Schluss der Debatte! Haltet euch an die Ge- und Verbote des Bürgersinns und des politischen Kalküls!

Wem gehört der Himmel der Wahlversprechen?

Verdrängungsempörte Kreuzberger! Als Kostentreiber erster Güte bei den Mieten wird sich der Klimaschutz erweisen, den die Grünen neuerdings als übergeordnetes  Ziel ihrer Politik ausgeben. „Berlin soll Klimahauptstadt werden„, so Renate Künast. Die Mehrkosten für energetische Gebäudesanierung werden die Kosten des Wohnens kurzfristig um ca. 45% erhöhen – jedoch in 30-40 Jahren amortisiert sein. Wer zahlt die energetische Gebäudesanierung? Der Staat oder der Bürger? Was für eine Frage! Beide! Denn der Staat sind wir! Lest die Stellungnahme des Mieterbundes:

Nach der bisherigen Rechtssituation ist es bereits möglich, bis zu elf Prozent der Kosten für mehr Energieeffizienz in Gebäuden auf die Mieter umzulegen, sagte Rips. „Rechtlich geht das, es geht aber an der Realität vorbei.“ Wenn das Austauschen von Fenstern und Dämmen der Wände 30.000 Euro kostet, könnte die Jahresmiete um 3300 Euro steigen. „Das wären pro Monat 270 bis 280 Euro, da würden die Mieter mit den Füßen abstimmen und ausziehen“, betonte der Mieterbund-Präsident.

Gut. Uns ist es in Berlin auch oft zu kalt und regnerisch hier. Sollen wir machen, dass es wärmer wird, dass öfter die Sonne scheint? I wo. Zähne zusammenbeißen, weiterstrampeln! Wir sind doch nicht aus Zucker. Zweiten Pullover anziehen, Raumtemperatur um 1 Grad absenken, und schon hat man wieder 7% der Heizkosten gespart!

Harry Heine hat recht:

„Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen!“

Das globale Klima können wir Berliner kaum beeinflussen. Bester Klimaschutz fängt zuhause an, beim Verhalten der Einzelnen.

Die ganze Klimadebatte der Grünen läuft unrund.  Allenfalls das Stadtklima können wir beeinflussen – wie nach der Wiedervereinigung geschehen. Die soziale Marktwirtschaft, eien CDU-Erfindung, legte die sozialistischen DDR-Dreckschleudern still, das Stadtklima verbesserte sich, Radwege wuchsen wie Gras nach. Es stimmt schon: schon allein durch Radfahren leistet man und frau mehr für das Stadtklima als durch eine Stimme für die Grünen!

Löblich aber, wie die Grünen die SPD-Wahlversprechen zerpflücken! Das gefällt uns.

Genau so sollte aber auch die SPD die grünen Klimaschutzziele zerpflücken – da müsst ihr ran, GenossInnen! Streitet euch mit den Grünen!

Abgeordnetenhauswahl – Grüne halten SPD-Versprechen für unbezahlbar – Berlin Aktuell – Berliner Morgenpost – Berlin
Der Preis für die Schaffung von 30.000 zusätzlichen landeseigenen Wohnungen, wie sie die SPD anstrebt, würde laut Grünen-Papier zwischen 300 Millionen und 3,8 Milliarden Euro liegen. Die Differenz ergibt sich demnach daraus, ob sie zu einem Betrag zurückgekauft werden, der dem bei der Veräußerung der Gesellschaft GSW aus dem Jahr 2004 entspricht, oder ob sie nach heutigem Kostenniveau gebaut werden.

Gut gerechnet, Grüne!  Mehr davon!

Auch kein begnadeter Denker: Der SPD-Kandidat

Ebenso planlos und wolkig wie der Grünen-Kandidat antwortet der SPD-Kandidat. Der grüne und der SPD-Mann geben nicht zu erkennen, dass sie den Tourismus als Chance für Friedrichshain-Kreuzberg begreifen und gestalten wollen. Aber lest selbst das windschiefe Gebilde aus Frage und Antwort:

Wie kann man Konflikte zwischen Anwohnern und Touristen in den Kiezen lösen?

Jan Stöß: Ich freue mich, dass Friedrichshain-Kreuzberg so beliebt ist. Auch der Bezirk muss dafür seine Hausaufgaben machen: Wir haben das langsamste Wohnungsamt aller zwölf Bezirke – das muss sich ändern.

viaBerlin Wahl: Sind Touristen Fluch oder Segen? – B.Z. Berlin – Berlin-Wahl, Bezirk, Konrad Birkholz, Gewalt.

Hä … ?

Foto: Wolken über dem Hornstraßenfest, vergangenen Samstag