Am 10. Oktober 2011 fand im Konrad-Adenauer-Haus die sehr beeindruckende Veranstaltung „Bildungsrepublik Deutschland – CDU im Dialog“ statt. Ein vorbildliches Beispiel für das, was wir in Kreuzberg-West gern „Die lernende Volkspartei“ nennen! Aufmerksam lauschend neben einem überlebensgroßen Porträt Konrad Adenauers sitzend konnten wir die profunden Beiträge von CDU-Generalsekretär Gröhe, Bildungsministerin Schavan, Handwerkspräsident Otto Kentzler und Sachsens Kultusminister Roland Wöller anhören.
Das neue bildungspolitische Grundsatzprogramm der CDU Deutschlands „Bildungsrepublik Deutschland“ soll auf dem Bundesparteitag am 14./15. November in Leipzig verabschiedet werden. Noch einige wenige Tage dürfen wir Änderungsanträge einreichen.
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„Leider sind ja die Kopfnoten [für Fleiß und Betragen] gestrichen worden, sie waren für uns bei der Einstellung von Auszubildenden ein wichtiger Hinweis.“ So äußerte sich Otto Kentzler, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Was meinte Herr Kentzler damit? Er gab das wider, was auch hier in Kreuzberg immer wieder Ausbilder und Handwerker berichten: Die Jugendlichen kommen oder tanzen heute oft ohne die richtige Grundeinstellung an: Es fehlt ihnen oft an Durchhaltevermögen, an Sorgfalt, Beharrlichkeit, Fleiß, Pünktlichkeit.
„Wenn sie dann die Ausbildung im Handwerk abgeschlossen haben, sind sie gewandelte Persönlichkeiten geworden.“ So erneut Kentzler! Die Handwerksausbildung holt also in gewissem Umfang das nach, was Elternhaus und Schule vorher versäumten: Persönlichkeitsbildung, Einübung von Tugenden wie Fleiß, Höflichkeit, gutes Benehmen. Für Kreuzberg kann man diese Erkenntnis nur bestätigen.
„Bildung braucht Bindung“, – betonte Ministerin Schavan zwei Mal. Bindung bedeutet die dauernde, verlässliche emotionale Verbundenheit mit einem als verlässlich und vorbildlich erlebten Menschen – üblicherweise Mutter oder Vater.
„Nicht alles, was vor 1980 für die frühkindliche Bildung ersonnen wurde, war falsch. Lieder wie Wer will fleißige Handwerker sehn, oder Kinderreime wie Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen sollten unbedingt weiter gepflegt werden!“ So wortkarg kommentierte Ortsverbandsvorsitzender Johannes Hampel (Kreuzberg-West) in einem klitzekleinen Wortbeitrag die Debatte.
Zu diesen heute weithin unterschätzten Einsichten gehört neben jener in die Wichtigkeit der Märchen, der Erzählungen, der Kinderreime und Kinderlieder auch die Einsicht in die unersetzbare Rolle persönlicher Vorbilder.
In der Tat: Kinder brauchen in Kindheit und Jugend Vorbilder, denen sie nacheifern können – und zwar vorzugsweise innerhalb der Familie und der Schule! Die Eltern – also Mutter oder Vater – sind die entscheidenden Anreger für das Wachsen und Reifen der Persönlichkeit. Einen persönlich anrührenden Beleg für diese Grundeinsicht liefert wieder einmal ein bekannter Berliner Politiker, der immer wieder die prägende Rolle seiner Mutter hervorgehoben ha: „Meine Mutter war mein Vorbild.“
Fundamental ist auch des Berliner Politikers Einsicht in die anspornende Kraft der Armut, der dürftigen, bescheidenen Verhältnisse, der Erfahrung der Kränkung, des Zurückgesetztseins, aus denen sich die nächste Generation hervorarbeiten will und soll.
Um wieviel anders ist heute die Lage unserer Berliner Sozialstaats-Mündelschicht! „Wir haben hier in Deutschland alles, was wir brauchen„, berichten die Menschen immer wieder. Da es also im Gegensatz zu Wowereits Kindheit heute keine echte Armut gibt, da der Druck fehlt, sich aus Dürftigkeit durch eigene Anstrengung emporzuwerkeln, und da deshalb den Kindern auch Vorbilder fehlen, wird „Integration durch Arbeit“ zu so einem furchtbar schwierigen politischen Geschäft der politisch Wohlmeinenden! Die Integration ins deutsche Sozialsystem ist dank einer hoch ausfinanzierten Batterie an Sozialberatern, Sozialarbeitern, Sozialprogrammen hervorragend gelungen – wozu sollte man sich also noch anstrengen?
Wowereits Lebensgeschichte ist ein leuchtendes Beispiel für gelingende Integration durch die alten Tugenden der „fleißigen Handwerker“: frühes Aufstehen, Fleiß, Fürsorge für die Kinder, Familiensinn, Sparsamkeit.
Bild: Cellokästen fleißiger Musiker beim Hindemith-Wettbewerb 2011, Schloss Britz, Neukölln
Exklusiver Vorabdruck: Auch die Wowereits waren Migranten – Berlin – Tagesspiegel
Meine Mutter war mein Vorbild: Sie hat unentwegt gekämpft, als kleine städtische Angestellte, als Mutter von zwei Töchtern und drei Söhnen, einer davon im Rollstuhl. Sie hat jeden Morgen aufs Neue losgelegt, wenn sie noch vor der Arbeit Blumen und Gemüse geerntet hat, um ein paar Mark zusätzlich zu verdienen. Wenn man als Schüler zum Kohlenhändler geht und das Heizöl nicht gleich bezahlen kann und dann jeden Monat wieder hingeht, um jeweils hundert Mark abzustottern, und die Verkäuferin jedes Mal fragt, ob wir uns das denn auch leisten können – dann sind das Erfahrungen, die ein Kind treffen. Aber von meiner Mutter habe ich gelernt, dass man sich nicht hängen lassen darf.