„Verzaubert euer Publikum, liebe Kinder!“ Preisträgerkonzert des Regionalwettbewerbs Jugend musiziert Berlin-Mitte

2013-01-26 12.57.15

„Verzaubert Euer Publikum!“,  mit diesem frischen Gruß- und Ermunterungswort gab Monika Herrmann, die Bezirksstadträtin Friedrichshain-Kreuzbergs für Familie, Gesundheit, Kultur und Bildung am vergangenen Samstag den rechten Ton für die kleinen Künstlerinnen und Künstler an. Das ließen sie sich nicht zwei Mal sagen! Schauplatz des Bühnen-Zaubers: der Joseph-Joachim-Konzertsaal in der Universität der Künste Berlin.

Und so betrat sie die Bühne, die fünfjährige Anna-Tessa, setzte sich, griff sich ihr Cello, holte sich den Raum, holte sich die Aufmerksamkeit des Begleiters und setzte den Bogen zu Stücken von Bohuslav Martinů und Alexander Gretchaninov an. Und ein kleines Wunder geschah, ein Wunder wie immer dann, wenn der kleine, unscheinbare Mensch uns zeigt, was wir in uns entdecken können, wenn wir dem Kleinen im Menschen Raum geben. Anna-Tessa spielte vollkommen selbstbewusst, textsicher, genoß den Auftritt, holte sich die Ritardandi, die sie brauchte … der erwachsene Pianist folgte ihr. So, ungefähr so, muss damals das kleine Nannerl Mozart aufgetreten sein.

Besonders wird uns auch der Auftritt von Mert Caner (Altersgruppe III) mit seiner Bağlama im Gedächtnis bleiben. Er strahlte und verzauberte mit seinem Gesang, einem bekannten Lied des alevitischen Dichters Pir Sultan Abdal: „Dostum Dostum – Oh mein Freund mein Freund!“ Ein stolzer wehmütiger Klagegesang auf einen fernen, abwesenden, herbeigesehnten Gefährten! Auch hier erfuhren wir, dass gutes, gesellschaftsbildendes Musizieren und Singen darin besteht, sich und anderen die Zeit zu geben und zu nehmen, sich und anderen einen gemeinsamen Raum des Hörens zu schaffen.

Auch Kinder aus Friedrichshain-Kreuzberg, ja sogar aus Kreuzberg-West durften stolz ihre Preise abholen! Etwa 70 andere Preisträger waren wohl ebenso glücklich und stolz.

Großartig, dass wenigstens einige wenige Kinder  die lange, jahrhundertelange Tradition des sich selbst begleitenden Sängers fortführen. Seit dem 6. Jahrhundert vor Christus, von den Zeiten eines Archilochos von Paros oder einer Sappho von Lesbos  bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts dauerte diese ununterbrochene Tradition, heute ist sie leider durch die jederzeitige Verfügbarkeit der kommerziell verwerteten und durch technische Reproduktion abgetöteten Musik-Muss-das-denn-sein-Sauce fast schon ausgerottet.

Der Berichterstatter saß zufällig neben Eltern, die ihm berichteten, ihr Sohn könne seinen Preis nicht abholen, da er mit seiner Schulklasse auf eine Skiwoche habe gehen müssen. „Er hat sich mit Händen und Füßen gegen die Skifahrt gewehrt, aber es half nichts. Das alpine Skifahren gilt heute an den Berliner Schulen offenbar als eine allgemeine Kulturtechnik, der die Kinder sich eben unterwerfen müssen. Gegen Rechtschreibung und Lesenlernen kann man sich auch nicht wehren. Wir haben über 600 Euro allein für die Ski-Ausrüstung und die obligatorische Skiwoche ausgeben müssen. Ein Ersatz des alpinen Skifahrens durch Winterwandern, Ski-Langlauf  oder Rodeln ist von der Schule nicht gestattet worden.“

Was die jungen Geiger und die Pianisten und die Bağlama-Spieler angeht, so konnte man hocherfreut sein, sowohl über die Zahlen der Teilnehmer wie auch über die Vorträge und das Leistungsniveau. Weiterhin erlernen in Friedrichshain-Kreuzberg sehr viele Kinder ein Instrument.

Anders sieht es bei dem ausgeschriebenen Fach „Vokalensemble“ aus. Es gab in allen Altersgruppen zusammen nur 3 teilnehmende Ensembles,  wie aus dem Programmheft hervorgeht und wie die Organisatoren auch bekanntgaben.  Das ist niederschmetternd, denn manche haben es noch erlebt,  dass Kinder und Erwachsene jedes Bildungsgrades zu mehreren zusammensaßen und dann mehrstimmige Gstanzln oder Schnaderhüpfel oder Juchaza probten, sangen und aufführten. Dass jetzt gar nicht mehr im kleineren Kreis gesungen wird, ist  ein schwerer Verlust für die „Erziehung zur Freiheit“, von der wir so gern reden.

Eine Gesellschaft, die zwar viel für den schwäbischen Juchtenkäfer tut, aber beispielsweise für den Juchaza des bairisch-schwäbischen Volksliedes nichts mehr übrig hat, lässt ihre eigenen Wurzeln verkümmern – sehr zu ihrem eigenen Schaden!

Großes Lob für die Kinder, die uns alle erfreuten! Ja, ihr habt uns verzaubert!  – Dank an die bienenfleißigen Organisatoren, für die stellvertretend hier Geschäftsführerin Bettina Semrau genannt sei, an die sehr sachkundigen Juroren, die nach unseren Eindrücken als Eltern und Musiker ohne jeden Fehl und Tadel urteilten!

Eine Bitte für die Zukunft an alle Berliner Schulen, Kitas, Eltern und Lehrer und Berliner Bildungspolitiker:

Lasst das SINGEN nicht sterben. Das Singen ist viel wichtiger, viel grundlegender als das alpine Skifahren! Die Menschheit hat Jahrtausende ohne Ski alpin gelebt. Aber nahezu alle Völker der Erde, alle Mütter der kleinsten Verzauberer haben den Gesang ausgebildet, ohne Singen droht die Kultur der Sprache abzusterben. Der Gesang ist Nährstoff für kleine Hirne und kleine Herzen!

Man könnte sich wünschen, neben Jugend musiziert einen ähnlich aufgebauten Wettbewerb Jugend singt einzurichten. Sowohl der begleitete und unbegleitete Liedgesang als auch der hochentwickelte Ensemblegesang der Deutschen und anderer Völker droht unrettbar verlorenzugehen. Mit ihm schwindet ein wichtiger Zauber, durch den Kinder zu erwachsenen, selbstbewussten, wohltönenden Menschen werden. Es schwindet Kitt der Gesellschaft! Und das beste am Singen ist: Das Instrument ist total kostenlos!

Wie sang doch vor vielen Hundert Jahren Jahren Pir Sultan Abdal?

„Sensiz dünya malı neylerim dostum, dostum …“

„Ohne dich, mein Freund, sind mir alle Schätze dieser Welt nichts!“
Gemeint ist: Wer singt und musiziert, sammelt für sich und andere geistig-seelische Schätze!

Das lehren uns die Kinder!

Berichterstatter: Johannes Hampel, Kreuzberg

Träume einer besseren Schullandschaft im Schneegestöber

2012-12-11 15.10.41

Schöner, bunt erzählender Artikel über Träume von einer besseren Schullandschaft in Kreuzberg, geschrieben von Susanne Vieth-Entus heute auf S. 12 im Tagesspiegel!

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schule/vorbild-neukoelln-buergermeister-schulz-traeumt-vom-campus-kreuzberg/7502550.html

 

Der Eindruck, dass das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg seit vielen Jahren darum bemüht ist, Ansätze eines Wandels zum Besseren in der Kreuzberger Schullandschaft zu verhindern, wird leider in diesem Artikel erneut bestätigt. Sobald Eltern oder Lehrer auch nur Versuche unternehmen, eine  Schule in freier Trägerschaft nach Kreuzberg zu holen, gehen bei den grünen und roten Politikern die Scheuklappen herunter. Das grün-rote Bezirksamt möchte offensichtlich die Grundschulen komplett kontrollieren, es traut den Eltern und offenbar auch den Lehrerkollegien nicht über den Weg. Das betrifft beileibe nicht nur Schulprojekte in kirchlicher Trägerschaft, sondern auch mindestens eine weitere, private binationale Grundschule. Statt endlich selbsttragenden Initiativen und Vereinen der Bürgerschaft Platz für Gestaltung einzuräumen,  vergibt das Bezirksamt  Räume und Verträge willkürlich an aus dem eigenen Staatssäckel geförderte Einrichtungen. Man füttert die eigene Klientel, ohne  dass bisher der Beweis erbracht wäre, dass die derart Beschenkten überhaupt so viel Platz brauchen. Ein Beispiel dafür ist die Global Music Academy, von der im buchstäblichen Sinne fast „nichts zu hören“ ist – außer dass ihr die frühere Grundschule am Marheinekeplatz entgegen einem eindeutigen BVV-Beschluss zugeschachert worden ist.

https://politikselbermachen.wordpress.com/2011/08/23/kreuzberg-neue-grundschule-am-marheinekeplatz/

Und wenn gar nichts anderes zur Verhinderung des bürgerschaftlichen Engagements mehr möglich ist, lässt das Bezirksamt Besetzer gewähren und sichert ihnen – so etwa im Bethanien – einen geschützten Raum des Rechtsbruches. Man darf gespannt sein, wie lange die vielen deutschen Unterstützer und die wenigen ausländischen Flüchtlinge es in den leerstehenden Schulräumen aushalten werden!

Wir haben in Kreuzberg seit Jahren eine linke, staatsfixierte, autoritär durchregierende Schulpolitik. Die Bilanz des grün-links geführten Bezirksamtes: Wir sind dank dieser rigiden Schulpolitik der Berliner Bezirk mit der wohl perfektesten Trennung der Volksgruppen, aber auch mit den höchsten Zahlen rechtsextremistischer Straftaten in ganz Berlin, der Bezirk mit einer schrecklich langen  Liste an Ehrenmorden und blutigen Familiendramen, aber auch mit den wohl berlinweit holprigsten Radwegen.  Von den Kreuzberger Lehrern ist öffentlich gar nichts zu hören, sie sind dienstrechtlich zum ehernen Schweigen verpflichtet. Zahllose Familien mit schulpflichtigen Kindern  und immer zahlreicher in Krankheit flüchtende Lehrer wenden Kreuzberg den Rücken zu. Der Bezirksteil Kreuzberg droht in Staatshörigkeit zu versinken und in Volksgruppen zu zersplittern. Besserung ist vorerst nicht in Sicht, wenngleich niemandem – weder Schulleiterinnen noch Politikerinnen – der wohlgemeinte Versuch zu verübeln ist, die Lage schöner darzustellen als sie ist.

Nötig wäre es, dass die Politik endlich einmal die multikulturelle Vielfalt, welche Vereine und Elterninitiativen anbieten, annähme und nicht immer gleich von vorneherein jeden ernsthaften Versuch einer selbstverwalteten Grundschule in freier Trägerschaft erstickte. Was wäre denn so schlimm an einer evangelischen Schule gewesen, die sogar der grüne, direkt gewählte Bundestagsabgeordnete damals befürwortete? Alle, wirklich alle Schüler, auch solche türkischer und arabischer Herkunft hätten sich dort bewerben können, es wäre eine gute Mischung aus zuziehenden migrantischen Deutschen und seit langem hier beheimateten Deutsch-Türken und Deutsch-Arabern entstanden, die auf das gesamte Umfeld segensreich gewirkt hätte. Hätte, wäre, könnte!

Bild: winterliche Träumereien – eine typische Kreuzberger Straßenlandschaft. Von grüner Verkehrspolitik keine Spur! Aufgenommen heute.

Vom Goldstaub der Zukunft – ist Neukölln auch in Kreuzberg?

Gern erinnern wir uns noch an den Diskussionsabend vom 08.09.2011 zum Thema „Wie schafft sich Kreuzberg bessere Schüler?“ Das neue Buch von Heinz Buschkowsky „Neukölln ist überall“ hat das Thema erneut ganz nach oben geschossen!

Dazu druckt die Berliner Morgenpost heute auf S. 25 eine Stellungnahme des Ortsvorsitzenden Johannes Hampel ab:

Beim Neuköllner Verein  Morus 14 haben die zahlreichen Ehrenamtler des Netzwerks Schülerhilfe, das von Geschäftsführer Gilles Duhem koordiniert wird, den Schlüssel zur Zukunft Neuköllns in der Hand. Während in Sudan, Libyen und Pakistan Menschen aus verletztem Ehrgefühl sinnlos ermordet und Botschaften westlicher Staaten geplündert werden, geben die Ehrenamtler im Netzwerk Schülerhilfe die sanfte, bezwingende, bessere Antwort. Sie schaffen den Frieden durch Dienst am Menschen. Sie pflegen den Garten des Menschlichen!

Die Zukunft des Vereins Morus 14 ist leider ungewiss, es fehlt an der nötigen soliden Grundausstattung. Es fehlt an einer Grundsicherung des Bestandes für einen oder zwei hauptamtliche Mitarbeiter, für das Vereinsheim, für die Ausstattung. Das schneidet ins Herz. Denn wofür ist sonst alles Geld da? Brauchen wir viele Milliarden für einen glitzernden, dennoch nicht funktionierenden BER-Flughafen, für waffenstarrende Panzer am Hindukusch, die keine dauernde Sicherheit gebracht haben, während gleichzeitig einige lumpige Zehntausend  für den Erhalt, die Pflege und die Koordination des Neuköllner Netzwerks Schülerhilfe fehlen? Die Kinder verdienen jede Zuwendung, sie brauchen so schlichte, aber wirksame Dinge wie Hausaufgabenhilfe, sie müssen Disziplin, Vertrauen, Verbindlichkeit erlernen, denn in den Elternhäusern lernen sie es nicht. Sie brauchen  den Zebrastreifen hinüber in ein gutes, verantwortliches, gelingendes Leben.

Ist uns der “Goldstaub der Zukunft”, von dem Neuköllns Bürgermeister so gern spricht und neuerdings auch wieder schreibt, unsere Kinder – egal ob in Neukölln im Rollbergviertel oder in Kreuzberg am Kotti – so wenig wert?

Leseempfehlung: Heinz Buschkowsky: Neukölln ist überall. Ullstein Verlag, Berlin 2012

Bild: Ein Neuköllner Kind malt einen Zebrastreifen, Vivantes Klinikum Neukölln, Mutter-Kind-Zentrum, 08.09.2012

Krank durch Holocaust Education, oder: „Du sollst dich an ein Land anpassen, was sich selbst gar nicht will“

Das deutsche Nationalbewusstsein weist erhebliche, empirisch nachweisbare Unterschiede gegenüber allen anderen europäischen Völkern auf. Die staatlich gedeckten oder angeordneten Massenverbrechen der Vergangenheit haben nur in Deutschland zu nagenden Selbstzweifeln, ja zu einem Verlust des Zugehörigkeitsgefühls zur Nation geführt. Während beispielsweise kein Russe angesichts der eliminatorischen Angriffe der Sowjetunion auf die Polen oder die Juden  in den Jahren 1937-1953 den Begriff der russischen Nation in Frage stellt, geschieht genau dies bei den in Deutschland aufwachsenden Jugendlichen in immer stärkerem Maße.

Dies sind die Thesen eines emeritierten Professors für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie an der Universität Köln.

Der Psychologe Ulrich Schmidt-Denter arbeitet aufgrund umfangreicher Befragungen von 6122 Personen in Deutschland folgende Besonderheiten der deutschen Befindlichkeit heraus:

– Deutschland wird sowohl von den hier geborenen und aufgewachsenen Jugendlichen als auch von den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in zunehmendem Maß als Land erlebt, das sich selbst nicht mag. Selbstzweifel und in der Holocaust Education eingeimpfte Schuldgefühle wegen der 12 Jahre 1933-1945 wirken als lähmender Motivationsknick auf sehr viele Jugendliche etwa im Alter von 14 und 15 Jahren ein.

– Es gibt eine echte Holocaust-Übersättigung bei den Jugendlichen. Zwar bleiben nach der Befassung mit diesem Thema lähmende Schuldgefühle zurück. Es gelingt aber nicht, die Einsicht in die Schuld der Deutschen zu einem produktiven Impuls für die Freiheit oder die Rechtsstaatlichkeit umzumünzen.

– „Es fehlen den Migranten (wie auch den Deutschen) positive Identitätsinhalte und Verbundenheit mit dem Land, in dem sie leben.“

Der Kabarettist Fatih Çevikkollu sagt es so:

„Du wächst hier auf und kommst zu dem Punkt, an dem du „ja“ sagst zu dem Land, und dann stellst du fest, du stehst allein da. Deutschland ist gar nicht mehr angesagt. Und wenn du jetzt noch den berühmten Integrationsgedanken zu Ende denkst, merkst du, der funktioniert gar nicht. Du sollst dich an ein Land anpassen, was sich selbst gar nicht will.“

Ulrich Schmidt-Denter: Die Nation, die sich nicht mag. Psychologie heute, September 2012, S. 34-37

Bild: Eine typische Stadtlandschaft in Kreuzberg – Blick von der Wilhelmstraße auf die Topographie des Terrors. Im Vordergrund: ein Toyota Prius, eins der umweltfreundlichsten Autos.

http://www.psychologie-heute.de/das-heft/aktuelle-ausgabe/detailansicht/news/die_nation_die_sich_nicht_mag

Kita-Pflicht als Lösung?

Wie schafft man die bessere Mischung in Kreuzbergs Grundschulen? Wieder einmal gibt es Aufregung zu diesem Dauerbrenner-Thema! Deutsche Eltern wollten ihre Kinder gemeinsam in die Lenau-Grundschule einschulen, sie wollten nicht, dass die Kinder „deutscher Herkunftssprache“ als Einzelgänger zwischen lauter Kindern „mit Migrationshintergrund“ säßen.

LIESTU MA HIER:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/lenau-schule-jetzt-wehren-sich-die-deutschen-eltern/7016450.html

Als Lösung dieser Probleme wird häufig die Kitapflicht für alle Kinder empfohlen. Was ist dran?

„Kitapflicht“ als bequeme Parole ist keine Lösung. Lenau-Schule, das ist genau unser Ortsvereins-Kiez, deshalb hier ein paar Infos frisch von der Quelle: Wir haben hier in Kreuzberg wie auch sonst in Berlin längst Kita-Besuchsquoten von deutlich über 90% aller Vorschulkinder! Die sogenannten „migrantischen“ Kinder können mittlerweile bei Einschulung mehrheitlich akzentfreies Kreuzberg-Deutsch. Es sind typische arabische, türkische, kurdische Kreuzberger Kinder, hier in Berlin geboren und hier aufgewachsen.

„Mischehen“ zwischen Angehörigen der orientalischen und der westlichen Kulturen gibt es kaum. Die allermeisten Familien sind rein türkisch, rein kurdisch, rein arabisch usw. Manche der typischen Kreuzberger Kinder sehen sich (auch) als Deutsche, die meisten aber eben nicht, da die Deutschen selbst oft auch kein Verhältnis zum eigenen Land haben (Stichwort: 12 Jahre Hitler). Die Barrieren sind nicht sprachlicher, sondern kultureller, familiärer, ethnischer und religiöser Art, bei den Kindern aus den türkischen, arabischen, „libanesischen“ und kurdischen Familien gelten meistens erheblich andere Vorstellungen zu Männlichkeit/Weiblichkeit, zu Sittlichkeit, Jungfräulichkeit, Homosexualität, zu Gewalt, zu Nationalsozialismus und Judentum, zu Ehe, zu Familie und zu Religion, zu Staat und Politik als bei den „Deutschen“.

Im Zweifel raten wir allen, die gute Ratschläge geben: schickt eure Kinder einfach in die nächste staatliche Grundschule an der Ecke, schickt eure Kinder in die türkisch-arabisch-kurdisch dominierten Klassen. Das hülfe allen. Man lernt ’ne Menge dabei! MACHT ES! Dann lasst uns drüber reden.

„Die Hauptstadt der vernachlässigten Kinder“

409 Millionen Euro für Einzelfallhilfe der Berliner Bezirke allein in 2010!

Tiefschürfendes, gutes Gespräch über den Tod der kleinen Zoe und anderes Elend mit Bezirksstadträtin Monika Herrmann erscheint im Tagesspiegel.

Lest das hier:

Bezirksstadträtin Monika Herrmann: Risikofaktor Armut kann zu Verwahrlosung und Gewalt an Kindern führen – Berlin – Tagesspiegel.

Lest das hier:

Ein Kommentar des CDU-Ortsvorsitzenden Johannes Hampel:

In vielem trifft Stadträtin Herrmann den Nagel auf den Kopf, etwa in der Kritik an mangelnder Abstimmung der Stellen und in ihrem löblichen Verzicht auf ständiges Nachfordern für unseren Bezirk. In der Einschätzung des Risikofaktors „Armut“ ist ihr hingegen zu widersprechen.

Nicht materielle oder finanzielle Armut ist der Risikofaktor, sondern mit weitem Abstand der größte Risikofaktor ist die Vernachlässigung der Kinder durch die Eltern, die Trennung oder Scheidung der Eltern sowie das Fernbleiben, Versagen oder die Flucht der Väter aus den Familien. Viele Berliner Väter „platzieren“ ihre Frauen und Kinder ganz bewusst in der staatlichen Versorgung und machen sich aus dem Staub, lassen es dabei bewenden. Oder sie werden von den Müttern als entbehrliche Last gesehen und rausgeschmissen. Das habe ich selbst immer wieder gesehen, Familienhelferinnen, Fachkräfte der psychosozialen Versorgung und Lehrerinnen bestätigten es mir oft.

Die gänzliche Abwesenheit oder das offenkundige Fehlverhalten der Väter und die daraus sich ergebende Überforderung der Mütter sind meines Erachtens die Wurzel der meisten Übel im Leben der Kinder, nicht die Arbeitslosigkeit, nicht das nur knapp ausreichende Geld und schon gar nicht Hartz IV. Es fehlt in unserer Gesellschaft insbesondere für Väter ein gutes Leitbild für die Familie.  Mancher Mann macht deshalb mehr oder minder, was er will und was ihm in den Kram passt. Gute Väter und gute Mütter braucht das Kind, dann kann man nach und nach die Familienhilfe zurückfahren – statt des exorbitant wachsenden Bedarfs an staatlichen Hilfsmaßnahmen in den letzten Jahren. Familienhilfe, Hilfen zur Erziehung, Einzelfallbetreuung werden stets nur marginale, wenngleich dringend nötige Korrekturen anbringen können.

Die Stadt braucht gute Väter und  gute Elternpaare.

Bild: Morgenstimmung am Tempelhofer Ufer in Kreuzberg-West, aufgenommen heute

Klasse – sie singen!

Die Vorzüge des Singens haben wir in der CDU Kreuzberg-West seit langem erkannt. Es ist uns gelungen, die Forderung nach flächendeckendem Singen für alle Berliner Schulkinder ins Wahlprogramm der Berliner CDU einzuführen.

Diese Wahrheiten, die Kraft des Singens  entdecken jetzt auch allmählich Berliner Schulen im Tun. Das regelmäßige gemeinsame Singen an unserer Schule stärkt Gemeinschaft und Selbstbewusstsein, vermittelt gerade Kindern aus anderen Ländern einen sinnlichen Zugang zur deutschen Sprache. „Kinder, die viel singen, haben ein besseres Sprachgefühl, Singen bietet einen Zugang zu Emotionen, Kinder üben damit auch ihre Kooperationsfähigkeit“, wird der Mediziner und Musiker Prof. Eckart Altenmüller von der Musikhochschule Hannover heute in der Berliner Morgenpost auf S. 17 zitiert.

Mehr und mehr Schulen beteiligen sich am Programm „Klasse! Wir singen“. Das berichtet Annette Kuhn in derselben Zeitung. Dabei werden 16 Lieder auf Noten und CD verteilt, eingeübt und schließlich gemeinsam in einem Konzert mit 4000 Kindern gesungen. „Hey Pippi Langstrumpf“, „Der Mond ist aufgegangen“, „Morning has broken“ – allein schon diese Titel zeigen, dass eine ganze Fülle an Stilen, Zeiten und Themen zur Sprache oder besser zum Singen kommt.

Das Tolle ist: Bis zum 31. Januar 2012 können sich Klassen noch anmelden!

Sing-Projekt – Der Chor der viertausend Kinder – Familie – Berliner Morgenpost – Berlin.

Wer macht Europa?

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Annette Schavan, hat sich am 14.12.2011 Zeit genommen, um uns einige Fragen zu Kernthemen unseres Ortsverbandes, nämlich Bildung, Europa und Freiheit zu beantworten.

CDU Kreuzberg-West: Vor kurzem sorgte der Lernatlas der Bertelsmann-Stiftung für Aufsehen. Darin werden große Bildungsunterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern und gar zwischen einzelnen Landkreisen aufgezeigt. Wie verhält sich dies zur ausgerufenen Bildungsrepublik Deutschland?

Annette Schavan: Bildung ist für jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft wichtig. Denn Bildung ist der sicherste Weg aus der Armut, eine gute Ausbildung immer noch der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit. Und: Bildung sichert Teilhabe an der Gesellschaft, Bildung trägt zur Integration in einem umfassenden Sinne bei. Deshalb wollen wir, dass Kinder, egal aus welchen Gründen sie benachteiligt sind, bessere Teilhabe an Bildung bekommen. Wir sind dabei auf einem guten Weg. Ich will hier nur einige wenige Beispiele nennen: Die Schulabbrecherquote konnte von 8,5% im Jahr 2004 auf 7 Prozent im Jahr 2009 gesenkt werden. Die Studienanfängerquote ist 2011 auf weit über 50 Prozent gestiegen und hat damit das vereinbarte Ziel von 40 Prozent deutlich überschritten. Die Zusammenarbeit von Kitas und Grundschulen wird verbessert. Wir haben die Sprachförderung vor der Einschulung verstärkt. Das Bundesbildungsministerium fördert mit insgesamt 26 Millionen Euro das Projekt Lesestart der Stiftung Lesen, bei dem 4,5 Millionen Lesestartssets an Eltern kostenlos verteilt werden – das erste bei der Vorsorgeuntersuchung in der Kinderarztpraxis. Wir haben das Programm der Bildungsketten gestartet: Über 3000 Bildungslosten begleiten Jugendliche ganz individuell bis in die Ausbildung hinein.

Es ist also viel in Bewegung. Der vor kurzem vorgestellte Lernatlas der Bertelsmann-Stiftung wird die weitere Bildungsdebatte sicher bereichern. Er ist eine wichtige Fundgrube für die verschiedenen Bedingungen, unter denen sich Bildungsbiografien gut entwickeln können. Denn klar wird: Nicht nur auf die Schule, sondern auch auf das gesellschaftliche Umfeld kommt es an.

CDU Kreuzberg-West: Es wird ja oft gesagt, dass es bisher nicht gelungen sei, die Europäische Union ins Kleine und Menschliche zu übersetzen. Sie sei im Wesentlichen ein institutionenverankertes Projekt der politischen und wirtschaftlichen Eliten. Nur der werde die zweite Eurosklerose auflösen können, der „die Kunst der großen Deutung“ beherrsche.¹ Europa sollte nach Ansicht dieser Kritiker also im Wesentlichen mehr durch das lebendige Wort, durch einen kulturellen Kanon, durch zahllose kleine und große Erzählungen zusammengehalten werden. Wie stehen Sie als Bildungspolitikerin dazu?

Annette Schavan: Wer über Bildung und Kultur in Europa spricht, beschäftigt sich mit dem eigentlichen Reichtum Europas, mit der Quelle künftigen Wohlstandes. Deshalb muss intellektueller, sozialer und kultureller Fortschritt weiter zu unseren ehrgeizigen Zielen gehören. Wir arbeiten deshalb an einem Bildungsstandort Europa. Als ein Stichwort nenne ich nur den Bologna-Prozess, der die Vergleichbarkeit von Studienstrukturen und -abschlüssen zum Ziel hat. Mit europäischen Bildungsprogrammen fördern wir den Austausch von Schülern, Auszubildenden und Studenten. Wir wünschen uns, dass junge Leute aus Deutschland, Polen, Frankreich, Spanien und in den übrigen Mitgliedsstaaten der EU sich auch als junge Europäer verstehen. Sie sollen Europa als Friedens- und Freiheitsgemeinschaft erfahren und Kenntnisse über Europäische Kultur und Werte erwerben.

Das ist eigentlich nichts Neues. Es ist in gewisser Hinsicht eine Rückkehr dahin, was Europa in den frühen Jahrhunderten ausgemacht hat. Vor über 400 Jahren hat Miguel de Cervantes gesagt: „Europa wurde von den Pilgern gemacht.“ Die großen Europäischen Pilgerwege waren – anders als die Verkehrsadern heute – von geistigem Austausch und gegenseitigem Kennenlernen geprägt. Auf Pilgerwegen bewegt man sich Schritt für Schritt mit vielen Begegnungen. So stelle ich mir das gemeinsame Europa vor.

CDU Kreuzberg-West: Ist eigentlich das Ziel der Freiheit für Erziehung noch angemessen in Zeiten wie den unseren? Sagen uns nicht die Demoskopen, dass bei der Wahl zwischen Freiheit und Sicherheit die Bürgerinnen und Bürger Sicherheit bevorzugen und selbst in der Gegenüberstellung die Sicherheit dem Wohlstand vorziehen? Ist Freiheit also geeignet, der Erziehung ein überzeugendes Ziel zu geben?

Annette Schavan: Ich bin vielmehr davon überzeugt, dass wir die Idee der Freiheit als Ziel von Erziehung wiederentdecken müssen. Wir sollten uns wieder darüber klar werden, dass Erziehung – und auch Bildung – nicht in Institutionen beginnt. Sie beginnt beim Menschen selbst, bei den Beziehungen in der Familie, in Gruppen und später auch in Schule und Ausbildung.

Selbstbewusstsein erwächst aus damit verbundenem Vertrauen. Wenn wir uns selbst erinnern an entscheidende Situationen unseres Lebens, dann stoßen wir auf Menschen, die entscheidend waren. Erziehung zur Freiheit braucht aber auch eine Renaissance kultureller Bildung. Der Reichtum unserer Kultureinrichtungen in Deutschland bietet sich geradezu an, für Erfahrungen mit Literatur, Musik, Kunst und Theater besser erschlossen zu werden. Ein prominentes Beispiel für solche Programme ist die Arbeit der Berliner Philharmoniker mit Kindern aus Brennpunktschulen in Berlin. Die Freiheit als Ziel von Erziehung lehrt uns, die Dinge anders und neu zu sehen, und darin auch sich selbst zu entdecken mit all dem Potential, das in jedem Menschen steckt.

¹Zitatnachweis:
Das Zitat zur „Kunst der großen Deutung“ (Frage 2) findet sich hier:
Werner Weidenfeld: Europäische Einigung im historischen Überblick, in: Werner Weidenfeld/Wolfgang Wessels (Hrsg.): Europa von A bis Z. Taschenbuch der europäischen Integration. Nomos Verlagsgesellschaft Baden-Baden, 12. Auflage 2011 [=Lizenzausgabe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2011] S. 11-45, hier S. 45. Das Buch ist wohlfeil zum Preis von 7.- Euro in der Bundeszentrale erhältlich! Empfehlung der Redaktion

Brauchen wir mehr Zentralismus in der Bildungsrepublik Deutschland?

Jedes Jahr müssen etwa 60.000 Schüler von einem Bundesland in ein anderes wechseln, wobei ihnen dann die großen Unterschiede zwischen den Bundesländern auffallen. „Die Bundesländer im Süden hängen alle anderen ab“, schreibt der SPIEGEL platt, doch nicht falsch auf seinem von Rechtschreibfehlern strotzenden Titelblatt.  Muss ein zentral organisierter Bundesstaaat diese Unterschiede beseitigen? Brauchen wir also zentrale Anforderungen an die Schulleistungen?

Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Rheinland-Pfalz sind die Bildungssieger, wie der aktuelle SPIEGEL auf S. 71 berichtet. „Bayern und Baden-Württemberg, die Seriensieger in Bildungsvergleichen, schneiden insgesamt hervorragend ab“ (SPIEGEL Nr. 47, 21.11.2011, S. 72).

Woran mag das liegen? Sicher nicht am Geld, auch nicht an der Bildungsinfrastruktur, denn auch mit mehr Geld und besserer Bildungsinfrastruktur schaffen es andere Bundesländer nicht, die beiden Südstaaten einzuholen. Liegt es an der jahrzehntelangen CDU/CSU-Herrschaft in den vier genannten Südstaaten? Oder wählen erfolgreiche Bundesländer CDU/CSU?

Nein, das wäre zu grob vereinfachend. Daran mag aber soviel richtig sein, als Bildungslandschaften Jahrzehnte brauchen, um einen hohen Stand zu erreichen. Die historisch-geographische Lage ist sicherlich ein Schlüssel für das Verständnis der Süd-Nord-Spaltung der Bildungsrepublik Deutschland.

Denn die genannten vier Bundesländer verbindet, wie ein Blick in jeden Geschichtsatlas lehrt, eines: Sie haben eine jahrhundertelange Tradition der kleinräumigen Eigenständigkeit, sie sind gekennzeichnet durch ein dichtes Netz an konfessionell, kommunal und regional getragenen „Pflanzstätten der Bildung“. Ein typisches Beispiel dafür ist das berühmte Tübinger Stift, aus dem Schelling, Hölderlin und Hegel hervorgingen. Die zahlreichen städtischen Volksschulen Bayerns mit ihrem täglichen gemeinsamen Singen von Schülern und Lehrern sind ebenfalls ein Faktor, der den überragenden Erfolg des bayerischen Schulwesens zu erklären vermag.

Die vier Bildungssieger widersetzten sich stets dem Gedanken eines starken deutschen Zentralstaates. Sie sind die „Abweichler“ vom starken Zentralstaat, die sich übrigens auch dadurch auszeichneten, dass in ihnen vor 1933 die extrem zentralistische NSDAP nie so stark war wie in den nördlichen und östlichen Teilen des damaligen Deutschen Reiches.

Die südlichen Königreiche Bayern (mit Rheinkreis) und Württemberg, das Großherzogtum Baden, das Königreich Sachsen bildeten mehr oder minder vollständig jenes eine Drittel des Deutschen Reiches, das vor 1871 nicht zum Königreich Preußen gehört hatte! Die nördlichen Bundesländer hingegen, die zum stark zentralisierten Preußen gehörten, bilden ausweislich des aktuellen SPIEGEL die untere Häfte des Bertelsmann-Bildungsatlanten.

Die stark regional, kommunal und kirchlich geprägten südlichen Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg, in geringerem Umfang auch Sachsen segeln seit Jahrzehnten mit vollen Segeln den anderen Bundesländern voran.

Die Verantwortung weg vom Zentralstaat auf die jeweils niedrigste Ebene zu verlagern oder auf ihr zu halten, das ist der Kerngedanke der Subsidiarität.

Der druckfrische SPIEGEL feiert also einen Sieg für die Subsidiarität, er liefert kein Votum für mehr Zentralismus in der Bildungspolitik.

 

 

Berufliche Bildung im dualen System bleibt Trumpf-As

Gute, ausführliche Debatte gestern in der Wirtschaft Stresemann! Thema des Vortrags von Björn Funk vom Hauptverband der Papier- und Kunststoffverarbeitung waren die Situation auf dem beruflichen Ausbildungsmarkt zum 30. September, das duale Bildungswesen, die „Bildungsrepublik Deutschland“. Die neuesten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit werden vorgelegt und besprochen. Wir haben viel gelernt. Auszubildende, Fachkräfte und Facharbeiter werden überall gesucht, es beginnt in Deutschland ein Arbeitskräftemangel einzuziehen. Die berufliche Bildung ist das Trumpf-As der deutschen Wirtschaft. Die deutschen Unternehmen beginnen in anderen Ländern nach Zuwanderern für Ausbildung und für ihren steigenden Fachkräftebedarf zu suchen.  Auch zum Thema Mindestlohn wurde diskutiert. Einhellige Meinung: Der Mindestlohn wird keine Auszubildenden und keine Fachkräfte herbeizaubern, eher im Gegenteil. In Spanien haben sie einen Mindestlohn und fast 50% der Jugendlichen sind arbeitslos.

Bild: Der blütenweiße, frischgemalte neue Radstreifen auf der Großbeerenstraße in Kreuzberg, befahren und aufgenommen am heutigen Tage